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Böses Kind by Martin Krist

monerl's review

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4.0

Kurzmeinung

Genre: Thriller, Krimi

Handlung: Frei und Albers sind seit Jahren ein eingespieltes Team. Sie kennen ihre Stärken und Schwächen und haben ihre eigene Art an Fälle und deren Lösung ranzugehen. Kaum ist der letzte Fall gelöst, eilen sie zum nächsten. Es gibt eine Verbindung zwischen einer gefundenen Leiche, die vorher gefoltert und sehr übel zugerichtet wurde und der vermissten Jacqueline, der 14jährigen Teenagerin, die mit ihren beiden Brüdern bei der völlig überforderten Mutter lebt.

Charaktere: Zu seinen Figuren hat sich der Autor einige Gedanken gemacht. Er stellt Suse, die mit ihrem Leben und den Kinder ziemlich überfordert ist, sehr authentisch dar. Ich konnte (als Mutter) sehr gut nachvollziehen, wie ihr ihre nicht so leichte Situation komplett über den Kopf gewachsen ist. Sie verhält sich, wie ich es von ihr erwartet hatte. Kriminalkommissar Henry Frei ist ein ganz spezieller Charakter. Ihn zeichnen mehrere Punkte aus. Sehr gut gefällt mir, dass er eine intakte Ehe mit einer interssanten Frau an seiner Seite führt. Seine Teenagertochter und der autistische Sohn komplettieren die Familie. Freis Ticks, wie die Überpünktlichkeit und sein Ordnungssinn machen ihn menschlich. Kollegin Albers, gerade erst Mutter geworden, kämpft mit einer (mir auch nachvollziebaren) Dauermüdigkeit. Tagsüber bei der Arbeit, nachts schläft das Baby natürlich nicht durch, muss sie ihr neues Leben erst noch in den Griff kriegen.

Spannung: Martin Krist gelingt es, den Leser / Hörer bei der Stange zu halten. Durch häufige Perspektivenwechsel und zwei Handlungsstränge, die erst kurz vor Schluss die Verbindung zueinander offenbaren, steigert sich die Spannung permanent.

Schreibstil: In kurzen, wechselnden Kapitel, führt der Autor den Leser / Hörer durchs Buch. Neben den beiden Haupthandlungssträngen gibt es noch weitere, die wohl für die ganze Reihe von Bedeutung sind, im aktuellen Band deshalb offen bleiben. Nicht alle Fragen werden beantwortet. Der Autor lässt hin und wieder Liedpassagen einfließen, die ich persönlich nicht unbedingt benötigt hätte. Sie störten eher meinen Lesefluss, als das sie den Inhalt des Buches bereichert / weitergebracht hätten. In den Abschnitten, in denen Henry Frei die Hauptperson ist, wird die fortschreitende Uhrzeit permanent erwähnt. Auf Dauer ging mir das etwas auf die Nerven. Sowas ist eben Geschmackssache.

Ende: Das Ende kommt rasant, da plötzlich die Uhr tickt und ein weiteres Leben auf dem Spiel steht. Das Geheimnis ist gelüftet, der Mörder entlarft, jetzt muss er nur noch gefasst werden. Bis zur Auflösung konnte ich den Mörder nicht bennennen, was m.M.n. sehr für den Autor spricht.

Hörbuch: Leider konnte mich der Sprecher Matthias Lühn nicht so richtig überzeugen. Insgesamt liest er sehr gut. Mein Problem jedoch war seine Charakterisierung der Figuren. Das “Bild”, das er ihnen damit verpasste, entsprach nicht meiner Vorstellung. Mit seiner Art zu lesen wurde ich leider nicht warm.

Fazit: Ein rasanter und interessanter Thriller, der meisterhaft ineinander verschachtelt ist und erst zum Schluss die Zusammenhänge begreifen lässt. Ein gelungener Einführungsband mit Potential nach oben, der große Lust auf die nächsten macht. Teil 2 “Stille Schwester” liegt als eBook schon auf meinem Reader bereit!

magicadehexgraph's review

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5.0

Die 14jährige Jaquie ist nicht zu Hause als ihre Mutter Susanne genannt Suse morgens aufwacht. Das Mädchen, das eigentlich jeden Morgen ihren 6jährigen Bruder Dennis versorgt ist verschwunden. Ebenso ist der Hund Tapsie der Familie nicht auffindbar. Susanne Pirnatt ruft ihre Mutter zu Hilfe, denn sie selbst müsste eigentlich schnellstmöglich zu ihrer Arbeitsstelle. Trotzdem unternimmt sie einen verzweifelten Versuch, ihre Tochter aufzuspüren – vergeblich. Währenddessen arbeiten KHK Henry Frei und sein Team bestehend aus der KOK Louisa Albers und dem KK Phan Cha Lee (von den Kollegen Charlie getauft) fieberhaft an dem Mordfall Sina Weinstein, die die Ehefrau des TV-Predigers Franz Weinstein war. Sie wurde ermordet im Hotel Brendt aufgefunden. Als Charlie Louisa und Henry nach Spandau beordert, finden sie hier einen bestialisch ermordeten braunen Retriever vor. Haben die Vorgänge etwas miteinander zu tun? Eine spannende Jagd beginnt...

Der Autor Martin Krist legt mit seinem ersten Buch um das Ermittlerteam Henry Frei „Böses Kind“ einen brisanten Thriller vor. Hier vereinigen sich sämtliche Eigenschaften, die ein brillanter Thriller benötigt: etwas Horror, Ekel, hohes Tempo, atemraubende Hoch-Spannung, Mord und ein Plot, der nur peau á peau Puzzleteile preisgibt, um den Sachverhalt komplett zu erfassen. Ein Pageturner, ganz klar! Der Schreibstil des Autoren ist faszinierend und beeindruckend zugleich. Immer wieder sind kleine Intermezzi zwischen den Kapiteln eingearbeitet, die bedrückende Einblicke zeigen. Zeit und Raum sind da schwammig gehalten. Das Ermittlerteam ist grandios angelegt, Sympathieträger, die jedoch ihre Ecken und Kanten und eigenen Probleme haben, nichtsdestotrotz ihr Handwerk beherrschen. Die Zusammenhänge ergeben sich erst mit der Zeit, dies hebt die Spannung ins Unermessliche. Die Sprache ist klar und schnörkellos.

Meine Bewertung: fünf von fünf möglichen Sternen und eine absolute Leseempfehlung. Leser, die Hochspannung und einen Thriller auf außerordentlichem Niveau lesen wollen, sind hier sehr gut beraten. Ein Thriller par excellence und ein wunderbarer, gelungener Auftakt zu einer neuen Serie!

missmesmerized's review

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4.0

Eine Art Ritualmord an einem Hund. Kriminalkommissar Henry Frei schüttelt den Kopf über den neuen Kollegen, sie sind die Mordkommission, aber nur bei Mord an Menschen, nicht an Tieren. Als am darauffolgenden Tag an derselben Stelle ein junger Mann böse zugerichtet gefunden wird, sind Frei und sein Team aber zuständig und dass es kein Zufall war, sondern einen Zusammenhang gibt, ist ebenfalls recht schnell klar. Doch etwas Anderes ergibt sich auch zwingend aus den ersten Erkenntnissen: wenn ihre Annahmen stimmen, schwebt ein junges Mädchen in Lebensgefahr: Jacqueline wird seit zwei Tagen vermisst und war scheinbar die Freundin des Ermordeten. Ihre Mutter ist völlig durch den Wind, der Vater auf Geschäftsreise und die Presse bereits aufgescheucht. Ein entführtes Mädchen? Gab es so etwas nicht schon einmal?

Seit Jahren bereits ist Martin Krist eine feste Größe in der deutschen Thriller Landschaft. Mit seinen Romanen z.B. um Kommissar Kalbrenner konnte er viele Leser für sich gewinnen. Mit Henry Frei hat er nun einen neuen Protagonisten geschaffen, dem offenbar noch weitere Fälle folgen werden.

Der Ermittler hat ein recht eigenes Profil. Seine Familie ist – eher untypisch für den durchschnittlichen Kommissar – noch intakt und mit geradezu idealtypischer Konstellation: Vater, Mutter, Tochter, Sohn. Allerdings kommt eine eher außergewöhnliche Facette ins Spiel: Freis 8-jähriger Sohn ist Autist und auch bei dem Ermittler sind eindeutig autistische Züge erkennbar. Sein Ordnungsdrang oder der Zwang, immer wieder den Anzug glattzustreichen sind nur zwei Facetten, die recht deutlich in diese Richtung weisen. Daneben wirkt seine Kollegin fast etwas blass, auch wenn sie als frischgebackener Mutter sicherlich auch einiges an Potenzial hat.

Der Fall lebt von der Doppeldeutigkeit der immer wieder eingeschobenen Intermezzi um eine Frau, die in einem Verlies gefangen gehalten wird. Recht schnell entwickelt man eine Vorstellung davon, um wen es sich handeln muss und man erwartet, dass die Befreiung der Höhepunkt der Handlung sein wird. Doch man muss seine Erklärungen anpassen und schnelle Schlüsse erweisen sich bisweilen als Trugschlüsse. Hier bietet Martin Krist wirklich gute Unterhaltung, da er nicht nach Schema F die Erwartungen erfüllt. Viele Spuren weisen in unterschiedliche Richtungen und erlauben dem Leser eine ganze Reihe von Spekulationen. Die Figuren erscheinen dabei glaubwürdig und authentisch, wenn auch nicht unbedingt sympathisch – aber das müssen sie nicht sein. Viel eher hat es eine eigene Note, wenn man sie nicht ganz so sehr mag und doch ihr Schicksal einem berührt.

Alles in allem ein überzeugender Thriller, der sich rasant liest und die Spannung so geschickt dosiert, dass man ihn nur ungern weglegen mag.
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