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Adele by Sean Smith

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2.0

Was mich geritten hat, die unautorisierte Biografie einer Sängerin zu lesen, die gerade mal Mitte zwanzig ist? Kann ich euch sagen: Der Frust, auch bei Adele’s letzter Tournee mal wieder keine Karten bekommen zu haben. Da wollte ich wenigstens etwas mehr über diese Ausnahme-Sängerin wissen, deren Konzert in der Royal Albert Hall mich jedes Mal zu Tränen rührt, wenn ich mir die DVD davon ansehe.

Adele’s Leben – wenig Zündstoff für ein Buch

Beim Lesen muss ich mich ziemlich rasch dazu zwingen, das Buch nicht für etwas anderes an die Seite zu legen. Einer der Gründe ist, dass Adele’s Leben bisher jetzt nicht soooo spannend war. Sie hatte das Glück, bis auf die recht alltäglich Dramen wie Trennung der Eltern oder Aufwachsen in bescheidenen Verhältnissen keine schweren Schicksalsschläge hinnehmen zu müssen und hat auch selbst keine Eskapaden produziert. Keine Drogen. Keine Gewalt. Nichts, das spektakulär klingen würde. Zum Glück! Tatsächlich wirkt Adele’s Heranwachsen sehr normal, macht sie zu einem Menschen „wie du und ich“. Schön! Andererseits nicht besonders aufregend zu lesen, und ich frage mich, ob man diese Biografie nicht einfach hätte sein lassen sollen.

Für junge Nachwuchstalente von Wert?

Wer allerdings selbst ein junger Mensch ist, der in der Musikbranche seinen Weg finden möchte, für den hat das Buch dann doch einen gewissen Inhalt. Sehr detailliert erzählt Smith von Adele’s Schule, von ihrem Einstieg ins professionelle Musikerleben, von Management und Plattenlabels, von Adele’s Vorgehen. Da kann vielleicht der ein oder andere etwas draus lernen, und es findet einiges an name dropping statt.

Viel Füllstoff, wenig Essenz

Dabei wird allerdings auch schon wieder deutlich, dass Adele’s Werdegang selbst nicht so viel Stoff hergibt, um damit 320 Seiten füllen zu können. Dazu stopft Smith eine Unmenge an (unnötigen) Tangenten und Informationen zum Auffluffen in die Seiten. Wir erfahren viel über andere Promis, die mit Adele zur Schule gingen, über deren Manager, deren Eltern, deren Cousin 3. Grades… Pardon. Das ist natürlich übertrieben. Aber nur ein bisschen. Es nervt jedenfalls und ist eindeutig nur Füllstoff.

Das Manko unautorisierter Biografien

Noch ein Problem: Das hier ist eine unautorisiert Biografie, und zwar von einem Autor, der solche fast am Fließband schreibt. Doch, Sean Smith hat ordentlich recherchiert und sehr viele Details zusammengetragen. Man kann Adele’s Werdegang wirklich lückenlos verfolgen, und man muss Smith zugute halten, dass er Fakten zitiert anstatt sich der wilden Spekulation hinzugeben. Der ist schon ein Profi-Biograph.

Das Herzstück fehlt

Was aber fehlt, sind wirkliche Einblicke. Was Adele selber an wichtigen Kreuzungen ihrer Karriere oder ihres Aufwachsens gedacht oder gefühlt hat, können wir hier nicht erfahren. Smith zieht aus Interviews oder belegten Zitaten Adele’s seine Schlussfolgerungen. Aber Adele ist ein sehr privater Mensch, und ohne ihren direkten Input bleibt diese Biografie ihr selbst sehr fern. Das, was einen wirklich interessiert – an ihrem Seelenleben teilzunehmen, in ihren Kopf schauen zu können – bleibt komplett außen vor.

Fazit:

Eine nicht autorisierte Celebrity-Biografie mit viel Füllstoff und vielen, aber nur technischen bzw. oberflächlichen Infos zu Adele. Interessant für Fans, die Einblick in die Musikbranche wünschen und sich mit recherchierten Fakten über die Sängerin zufrieden geben. In Adele’s Denken und Fühlen bietet das Buch allerdings gar keinen Einblick. Es beruht auf purer Außensicht, womit das Wichtigste an einer Biografie – eine tatsächliche Annäherung an eine Person – nicht gelingt. Kann man lesen. Muss man aber wirklich nicht.
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