A review by thesarahstory
Cate by Jessica Spotswood

4.0

Handlung & Stil.
Bis zur Hälfte hatte ich ein paar Probleme mit dem Buch. Die Handlung beginnt recht interessant, verliert sich dann aber in der damaligen Atmosphäre, es ist historisch angehaucht, die Leute tragen Hosenröcke und Kleider mit Schärpen, laden die Nachbarsfamilien zum Tee ein, leben nach den Regeln der gemeinen Bruderschaft, sprechen selbst ihre besten Freunde mit 'Sie' an und eine Gouvernante kriegen sie auch noch dazu.
Das war das erste, was mich sehr abgeschreckt hat, da ich dieses Historische einfach nicht mag. Über diese Zeit will ich nichts wissen, es interessiert mich einfach nicht und ich finde es total blöd und langweilig. Aber ich habe versucht mich damit abzufinden, genauso wie mit der fehlenden Spannung. Es plätscherte vor sich hin und ich hab darauf gewartet, dass endlich etwas Entscheidendes passiert, dass die Geschichte an Fahrt aufnimmt. Leider ist das erst nach der Hälfte passiert, aber dann im letzten Drittel hatte das Buch mich.
Der Stil an sich und der Handlungsverlauf ist beides im groben Ganzen recht gut und das Buch ist auf jeden Fall lesenswert. Als Auftakt zur Trilogie sehr passend und wenn man das Buch schließt würde man am liebsten sofort den zweiten Teil hinterher schieben. Somit hat das Buch seinen Zweck erfüllt und mir im Endeffekt ein paar tolle Lesestunden geschenkt.
Ab und an gab es ein paar Dinge, bei denen ich tief einatmen musste, weil ich Angst hatte, dass es mir zu viel wird, zu unrealistisch, oder auch zu gefühlsmäßig, aber irgendwie hat sich die Geschichte oder die Autorin immer wieder gerettet und am Ende hat es mir ja ganz gut gefallen.

Charaktere & Schauplatz.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und sehr authentisch. Nicht alle haben sich lieb und auch unter den Schwestern gibt es kleine Anfeindungen, was das Ganze nur noch ausgereifter wirken lässt. Jeder der Schwestern hat einen ganz eigenen Charakter, der ausgefeilt wurde, mit Ecken und Kanten, welche auch wunderbar in die Geschichte eingebracht wurden. Bei diesem Buch hatte ich wirklich das Gefühl, dabei zu sein, oder einen Film zu schauen. Bei manchen Charakteren wurde ich richtig wütend, ich wollte ihnen gerne die Meinung sagen, ich habe mitgefühlt und wollte Cate unterstützen. So oft hätte ich gerne eingegriffen und eine Situation gerettet oder verändert.
Die Gefühle in dem Buch waren ebenfalls sehr glaubhaft rübergebracht und in gesundem Maße verteilt. Es gab wirklich viele Situationen, an die ich gerne zurückdenke und an die ich auch nach dem Lesen ab und an zurückdenken muss.
Den Ort, an dem Cate und ihre Schwestern leben, kann man sich gut vorstellen. Alles aus einer anderen Zeit, aber trotzdem wunderschön, harmonisch. Trotzdem wirkt einiges ab und an auch etwas trostlos, aufgrund der Bruderschaft, welche eher einer Gefangenschaft gleicht. Eine Gefangenschaft, unter der das ganze Land leidet. Insgesamt eine greifbare Atmosphäre, unter der man sich etwas vorstellen kann. Allerdings nichts Schönes.

Sonstiges.
Ich würde das Buch auf jeden Fall Lesern empfehlen, die Fantasy mögen, die Hexen mögen und gerne in ein anderes Zeitalter eintauchen. Es ist auf jeden Fall eine Reise wert und spätestens wenn die Liebe ins Spiel kommt, fängt das Buch wahrscheinlich jedes Leserherz ein. Gleichzeitig bietet das Ganze noch Diskussionspotenzial mit sich selbst, da man vielleicht nicht immer das tun würde, was Cate tut und ich persönlich habe des Öfteren den Kopf geschüttelt...
Das Buch hat mich dazu gebracht mich zu fragen, wann man eigentlich wirklich das Richtige tut. Wann es angebracht ist, für andere alles aufzugeben und wann man endlich an sich selbst denken sollte. Und dass man es niemals jedem Menschen recht machen kann. Für irgendjemanden wird man immer der Egoist sein.
Ist Cate egoistisch, wenn sie sich für ihre große Liebe entscheidet und damit ihren Schwestern nicht mehr den nötigen Schutz bieten kann? Oder ist es egoistisch, wenn sie sich für ihre Schwestern entscheidet, dann aber das Herz eines wundervollen Menschen bricht? Egal wie selbstlos man handelt, irgendjemand wird immer Schaden davon tragen. Und meistens man selbst.
Fragen, die das Leben stellt. Wenn ein Buch mich so zum Nachdenken bringt, dann hat der Autor seinen Job in irgendeiner Form ordentlich gemacht.