A review by paperlove
Der Sommer, in dem es zu schneien begann by Lucy Clarke

4.0

Auf "Der Sommer, in dem es zu schneien begann" bin ich einzig und allein nur deshalb aufmerksam geworden, weil ich für die Motto-Challenge Bücher rund um das Thema Urlaub (inkl. Sommer) gesucht habe. Ich habe mich dafür einfach mal durch die Spotify-Hörbuch-Datenbank geklickt und habe mich letztendlich für Lucy Clarkes Buch entschieden. Ich muss zugeben, dass ich bei dem Titel und dem Cover eher eine platte, vorhersehbare und kitschige Chick-Lit erwartet hätte, wurde dann aber positiv überrascht, wie traurig und teilweise tiefgründig die Geschichte letztendlich war.

Das Buch beginnt mit einem dramatischen Vorfall: Die Protagonistin Eva erfährt kurz nach ihrer Hochzeit, dass ihr frisch angetrauter Ehemann Jack bei einem Unfall einem Boot ums Leben gekommen ist. Es wird vermutet, dass Jack ertrunken ist, eine Leiche konnte jedoch nicht gefunden werden.
Eigentlich hatten Eva und Jack geplant, im Herbst eine Reise in Jacks Heimat in Tasmanien zu machen, doch nach seinem Tod, fällt dieser Plan (nicht nur sprichwörtlich) ins Wasser. Nach reiflicher Überlegung, entscheidet sich Eva die Reise vorzuziehen und fliegt im Sommer nach Tasmanien, um Jacks Familie kennenzulernen, von der sie bisher kaum etwas erfahren hat.
Dort angekommen, wird sie nicht gerade sehr warmherzig empfangen und Eva wird den Verdacht nicht los, dass es insbesondere zwischen Jack und seinem Bruder Saul ungelöste Konflikte gibt.
Erst nachdem Eva auf eigene Faust Nachforschungen zu Jacks Vergangenheit anstellen wird, erklärt sich Saul bereit, ihr dabei zu helfen. Was zuerst wie eine nette Geste scheint, hat eigentlich ganz andere Gründe, denn wie Eva sehr bald feststellen muss, ist Jack nicht der, der er vorgegeben hat zu sein. Sauls anfänglicher Grund ihr zu helfen war der, zu vermeiden, dass Eva mit ihrer Nachforschung für Wirbel sorgt, denn Jack hat nicht nur Tasmanien, sondern auch seine eigentliche, wahre Geschichte und damit Verbindungen zu ganz bestimmten Menschen, hinter sich gelassen.

Ich dachte anfangs zu wissen, wie die Geschichte sich entwickeln würde, wurde jedoch einmal mehr durch verschiedene unvorhergesehene Wendungen überrascht, die mich perplex zurückgelassen haben. Bei ihrer Suche nach Jacks Vergangenheit in Tasmanien deckt Eva immer mehr Geheimnisse über ihren Ehemann auf, dass weder sie, noch ich als Leserin gedacht hätte. Eva muss feststellen, dass Jack eigentlich ein ganz anderer Mensch ist, als er sich ihr gegenüber gezeigt hat. Doch sie deckt nicht nur Jacks Lügen auf, sondern kommt auch den Gründen dafür auf die Spur - und die sind ganz anders, als man anfangs vermutlich denken würde. Das Buch endet schliesslich in einem Höhepunkt, der noch einmal eine ganz grosse Enthüllung bereithält, die mich war überrascht hat, aber gleichzeitig mit all den vorherigen Wendungen insgesamt für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten war.

Die Geschichte wird abwechselnd von den zwei wunderbaren Erzählern Anna Carlsson (die Evas Perspektive schildert) und Andreas Fröhlich (der Jacks Sicht schildert) erzählt. Beide schaffen es sehr gut ihren jeweiligen Charakteren und deren Geschichte Leben einzuhauchen und waren für mich eine perfekte Wahl. Das Zuhören war nicht zuletzt, durch den sehr flüssigen und bildhaften Schreibstil der Autorin sehr angenehm und hat mich insbesondere mit der Protagonistin Eva auf ihrem Leidensweg mitfühlen lassen.

Fazit:
"Der Sommer, in dem es zu schneien begann" erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die nicht nur mit dem überraschenden Verlust ihres erst kürzlich angetrauten Ehemanns umgehen muss, sondern auch mit dem Umstand, dass er sie die ganze Zeit belogen hat. Das Buch ist emotional, dramatisch und eine Achterbahn der Gefühle. Nichts ist so, wie es anfangs scheint und ich fand es sehr bewegend, die Protagonistin auf der Suche nach der Wahrheit zu begleiten. Die vielen überraschenden Wendungen haben mich positiv überrascht. Nur die letzte grosse Enthüllung war in meinen Augen zwar unerwartet, für mich aber auch irgendwie unnötig. Von mir gibt es 4 Sterne für diesen kurzweiligen Roman, der als Hörbuch sehr zu empfehlen ist.