A review by ordinarilybi
Angel Arias by Marianne de Pierres

2.0

Naif, Charlonge und Markes konnten Ixion entfliehen und haben vorerst Unterschlupf bei der Piratin Ruzalia gefunden. Doch auch dort ist es nicht sicher. Zwar rettet diese die Leute vor dem Tod in Ixion, aber ihre Zeit läuft trotzdem davon - früher oder später verlangen die Manipulationen, die bei der Ankunft in Ixion vorgenommen werden, ihre Opfer. Nicht jeder ist dankbar und der Zorn richtet sich auch auf die drei Freunde, die Ruzalia näher stehen zu scheinen. Ohnehin kann Naif nicht lange bleiben - sie ist fest entschlossen, nach Grave zu kommen und herauszufinden, welche Geschäfte die Riper und die Elder verbindet - trotz der Gefahr, die ihr auch dort droht.


Okay, was war das jetzt? Ich hatte ja schon mit Band 1 meine Probleme, hoffte aber, dass Band 2 ein bisschen was wieder gutmachen kann – Pustekuchen. „Angel Arias“ hat mich hauptsächlich geärgert, aber warum? Nun, ich werd’s euch gerne verraten:

Fangen wir einfach mal mit dem größten Ärgernis an: Mir fehlte es ein bisschen an Logik beziehungsweise gesundem Menschenverstand. Nur um die Basis abzuklären: Naif hat zwei Tage in Grave Zeit, um einige Dinge zu klären, für die dieser Zeitraum eigentlich ziemlich gering ist – zumindest wenn man herkömmlich nach Spuren und Hinweisen sucht und dabei untergetaucht bleiben muss, weil man sonst weggesperrt wird. Zwei Tage sind also an sich schon verdammt knapp und unsere „Helden“ haben nichts Besseres zu tun, als zimperlich zu sein (die Situation ist verdammt ernst, Leute, da ist kein Platz für sowas!) und gleich mal den ersten Tag beinahe komplett zu verplempern. Dass der zweite Tag wirklich sinnvoll genutzt wird, davon kann auch nicht immer die Rede sein. Genauso wenig kann ich behaupten, dass Naif nach den Antworten sucht, die sie finden will – im Grunde weist jemand anders sie zu den richtigen Leuten, die ihr praktischerweise den richtigen Ort mitteilen können, an dem sie die richtigen Informationen erhält und zufälligerweise findet dieses Treffen noch innerhalb der Zeitspanne statt, die sie haben. Klingt langweilig? Ist es auch.
Lustigerweise ist es ausgerechnet Naif, die später anderen sagt, sie sollen nicht so trödeln oder zimperlich sein. Vielleicht hat sie ja doch auch ihren Fehlern gelernt. Andererseits: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen schmeißen, oder?

Mein persönlicher Störfaktor Nummer 2 ist Markes, von dem ich nicht einmal mehr weiß, welche Haarfarbe er hat oder ob so ein Detail jemals erwähnt wurde. Nicht dass ich etwas gegen ihn persönlich hätte – nun, eigentlich schon –, mich ärgert vielmehr Naifs plötzliches Interesse an ihm. Ich meine damit nicht mal, dass es mir unverständlich ist, wie man jemanden, der so feige ist, auch nur ansatzweise interessant finden kann. Der Kerl würde wenn möglich seine Freunde allein auf eine gefährliche Reise gehen lassen, hält durchaus wichtige Informationen zurück, was andere in ziemliche Gefahr bringen kann und sein Grund, nach Ixion zu gehen, hat endgültig dafür gesorgt, ihn gedanklich in die Kategorie der A….löcher einzuordnen.
Aber gut. Sie realisiert das alles zwar, aber wenn sie das nicht stört … Man kann in ihren Augen ja auch ruhig mal kostbare Zeit verstreichen lassen. Was soll’s. Ich frage mich aber, woher das Ganze auf einmal kam. Ja, sie war in Band 1 ein bisschen an ihm interessiert, aber auch nicht so sehr, dass ich es als Verliebtheit wahrgenommen hätte. Lenoir war da beispielsweise sehr viel präsenter. Hier aber kriegt sie regelrechte Eifersuchtsanwandlungen, wenn sich andere Mädchen um ihn kümmern – das wäre durchaus verständlich, wenn ihre Gefühle von Anfang an Sinn machen würden. Es wirkte vielmehr wie das typische „Er ist der einzige Mann in der Nähe, also ist er jetzt einfach mal mein Erwählter“. Das hilft der Geschichte aber auch nicht weiter!

Aber genug gemeckert, „Angel Arias“ hatte ja nicht nur schlechte Aspekte, wenn auch genügend. Die Autorin führt ein paar neue Charaktere ein, von denen einige auch ziemlich interessant und liebenswürdig sind, so zum Beispiel Liam, der mit seinen ganz eigenen Problemen kämpfen muss, oder Jarrold, mit dem man ganz sicher so einige Abenteuer erleben könnte.
Genauso gibt es neue Informationen, auch wenn die Welt noch lange nicht so „dicht“ ist, wie ich mir das wünschen würde. Allerdings gibt’s genügend Input bezüglich einer recht großen Intrige, die im zweiten Band natürlich nicht weiter behandelt wird, sonder dann erst im 3. Band wirklich Wurzeln schlagen kann. Ich persönlich hoffe ja, dass auch die Riper dann endlich nicht nur näher, sondern nah beleuchtet werden; bisher wird man nur mit kleinen Informationen angefüttert.
Diese gibt es übrigens nicht von Naif, sondern teilweise von Lenoir selber, der seine eigenen Kapitel bekommt, damit wenigsten ein bisschen von dem mitgeteilt werden kann, was in Ixion vor sich geht. Diese waren definitiv die interessantesten Kapitel des Buches, die mir richtig Spaß gemacht haben. Zu dumm nur, dass es nur zwei davon gibt.

Insgesamt reicht das wirklich nicht aus, um die zuvor angesprochenen, großen Kritikpunkte wieder auszumerzen. Und da kann eine Geschichte noch so angenehm geschrieben sein – wenn ich mich ständig über die Protagonistin ärgern muss, dann wird das nichts, so sehr ich mir das auch gewünscht hätte.


Man sollte Naif demnächst vernünftig denken lassen, bevor sie etwas macht, dann wird der nächste Band vielleicht auch ein bisschen spannender. Mehr Informationen können auch nicht schaden, aber immerhin kam dieser Punkt nicht allzu kurz im zweiten Band.
Bei Band 3 werd ich wohl erst mal ein paar Rezensionen abwarten – wenn alle begeistert sind, lohnt es sich vielleicht doch noch ein bisschen, neugierig bin ich ja schon, wie sich alles auflöst. Wenn nicht, dann war’s das hiermit mit mir und der Night-Creatures-Reihe.