A review by lyn1898
Die Therapie by Sebastian Fitzek

4.0

Fitzek hat einen packenden Schreibstil, der mir sehr imponiert. Er schafft es, normale Sätze so zu schreiben, dass man sich fragt, ob sie eine tiefere Bedeutung, wichtig die Auflösung, haben (selbst dann, wenn dies nicht zutrifft). Ausserdem baut er interessante Nebensachen in seine Geschichten ein, ohne dass diese dadurch an Spannung verlieren.

In diesem Buch gibt es nur wenige zentrale Figuren. Die die "mysteriöse" davon hat Fitzek so geschrieben, dass man sie während dem Lesen gerne anschreien würde, mehr von sich zu offenbaren. Die andere, die eigentliche Hauptperson, war mir ein bisschen zu naiv. Dennoch kann man beim Lesen die Neugier auf den weiteren Verlauf der Geschichte kaum abschütteln. Man kann ihn das Trauma des Hauptcharakters einfühlen und möchte das Mysterium mitlösen.

Es gab zwei Zeitsträhle, einer zählt die Zeit bis zu einem Ereignis X herunter, der andere setzt zu diesem Zeitpunkt ein. Diese Art des Erzählens ist nicht mein Geschmack, für mich fühlt sich der Gegenwartszeitstrahl eher wie ein Spoiler an, nicht wie ein Teaser (obwohl natürlich auch dieser Zeitstrahl gut in den Plot eingebaut wurde und nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint).

Die Geschichte ist fesselnd geschrieben, die letzten ca. 100 Seiten habe ich an einem Stück gelesen, weil ich das Buch einfach nicht weglegen konnte (obwohl ich es zeitlich längst hätte tun sollen). Jedes Mal, wenn man denkt, man hat des Rätsels Lösung gefunden, gibt es wieder eine Wendung.

Die letzte Wendung, also der eigentliche Höhepunkt und die definitive Auflösung, fand ich etwas enttäuschend. Die darin involvierten Themen finde ich äusserst spannend und wichtig, aber die Auflösung entwertete gewissermassen das Vorangegangene ein wenig (keine näheren Infos ohne Spoiler) möglich. Dies jedoch nicht in diesem Masse, dass es wirklich etwas an der Qualität ändert (mein halber Stern wird deshalb auf vier ganze aufgerundet), ausserdem ist dies auch Geschmacksache.

Ich würde das Buch also zwar nicht ein zweites Mal lesen, aber dennoch weiterempfehlen.