A review by paperlove
Das Juwel – Der Schwarze Schlüssel by Amy Ewing

3.0

"Der Schwarze Schlüssel" ist der dritte und finale Band der Juwel-Trilogie, der erneut nahtlos an den Ereignissen aus dem Vorgänger ansetzt, in dem wir in einem letzten Plot Twist erfahren habe, dass die neue Surrogate der Herzogin, der Antagonistin, ausgerechnet Violets unschuldige Schwester Hazel ist.

Obwohl dieser dritte Band, in meinen Augen das schönste Cover besitzt, konnte es mich inhaltlich dagegen am wenigstens überzeugen. Ich weiss nicht genau, ob es daran lag, dass ich alle drei Bände direkt hintereinander gelesen habe und die anfängliche Euphorie abgeflacht ist, oder ob mich dieser finale Band tatsächlich inhaltlich weniger begeistern konnte, als seine Vorgänger. Vielleicht hatte ich aber auch einfach zu hohe Erwartungen an das Ende, die nicht erfüllt werden konnte. Fakt ist, dass mich dieses Finale enttäuscht zurückgelassen hat.

Was mich am meisten erstaunt hat, war die Richtung, die die Handlung eingenommen hat, denn damit hat die Autorin dem Buch keinen Gefallen getan. Relativ rasch nach Beginn des Buches entscheidet sich Violet nämlich ihre ganzen Freund:innen und Verbündeten zurückzulassen, um in einer total impulsiven Entscheidung ins Schloss der Herzogin zurückzukehren, um für ihre Schwester da zu sein. Als Mittel dazu verwendet sie ausgerechnet die Auspizien, also ihre magischen Fähigkeiten, um ihr Gesicht und ihre Haare völlig zu verändern, damit sie nicht erkannt wird. Was mich an dieser Entscheidung am meisten geärgert hat, war der Umstand, dass Violet erst gerade im letzten Buch eine Erleuchtung hatte, wer sie eigentlich wirklich ist und wofür ihre Kräfte stehen und lauthals gegenüber ihrem Lover Ash verkündet hat, dass sie diese Kräfte nie wieder auf diese Art und Weise anwenden möchte, nachdem sie nun weiss, wer sie wirklich ist. Und gefühlt eine Sekunde später, wenn sie die Kräfte zu ihrem eigenen Vorteil nutzen kann, scheint diese tiefgründige Entscheidung wie weggeflogen, als hätte sie Violet gar nie getroffen.

Ihre Entscheidung, ins Schloss zurückzukehren, nimmt der Handlung leider ihr Tempo und rückblickend muss ich sagen, dass das Pacing im Buch alles andere als gelungen ist. Bis zur 75%-Marke im E-Book passiert nämlich gefühlt gar nichts, denn Violet muss im Schloss angekommen, sehr bald feststellen, dass sie ihrer Schwester gar nicht helfen kann, denn diese wird in einem abgeschotteten Zimmer schwer bewacht. Das führt dazu, dass der Plot nicht so wirklich in die Gänge kommt und Violet ziemlich lange nichts anderes übrig bleibt, als abzuwarten, bis sie und ihre Verbündeten bei der geplanten Auktion zuschlagen können.
Erschwerend kommt hinzu, dass durch Violets Weggang die ganzen Nebencharaktere in den Hintergrund rücken und die Handlung nur noch auf Violet selbst fokussiert ist. Das ist enorm schade und eine verpasste Chance, nachdem man einige Nebencharaktere, wie Raven, Garnet oder Lucien, erst gerade im Vorgänger näher kennengelernt hat. In diesem letzten Band sind sie praktisch gar nicht mehr vorgekommen.

Im letzten Viertel überschlagen sich schliesslich die Ereignisse und es kommt zum lang angekündigten Showdown, der zwar actionreich ist, aber wenige Überraschungen beinhaltet und zu dem Ergebnis führt, das man längst erwartet hatte. Insgesamt ging mir hier dann im Vergleich zu den ersten drei langatmigen Vierteln zu schnell und ich hätte es schöner gefunden, wenn Ewing dem Ende etwas mehr Raum gegeben hätte. Es gibt zum Beispiel einen Tod, der zwar schockierend und herzzerbrechend ist, aber so schnell abgehandelt ist, dass er mich kaltgelassen hat.

Alles in allem hatte ich mir wohl doch mehr erhofft, und obwohl die Idee dieser Dystopie äusserst faszinierend ist, verliert sich die Autorin in diesem letzten Band in unwichtigen Nebensächlichkeiten, was auf Kosten der Spannung geht. Während die letzten beide Bände noch unterhaltsam und kurzweilig waren, hatte ich hier erstmals nicht mehr den Drang, unbedingt weiterlesen zu wollen - und das ist schade.
Die Reihe hat gute Ansätze, aber leider auch viele Kritikpunkte, die sich nicht von der Hand weisen lassen. Ich bereue es trotzdem nicht, die Trilogie gelesen zu haben, aber es gibt sicher Verbesserungspotential, falls die Autorin je wieder eine Dystopie bzw. Trilogie schreiben würde.

Fazit:
"Der Schwarze Schlüssel" ist der finale Band der Juwel-Trilogie, der mich bedauerlicherweise im Vergleich zu den Vorgängern am wenigsten begeistern konnte. Die Entscheidung, die Handlung nur noch auf Violet zu richten und sie zurück an den Hof der Herzogin zu schicken, hat der Geschichte nicht gutgetan, denn es fehlt dem Plot lange Zeit an Spannung, bis sich die Ereignisse im letzten Viertel schliesslich überschlagen und zu schnell abgehandelt werden. Das Pacing hätte man definitiv anders wählen können. Insgesamt eine interessante Reihe, die aber einige Schwachpunkte hat, über die man hinwegsehen muss. Wenn man das kann, dann hat die Trilogie ihre schönen Momente. Von mir gibt es für diesen letzten Band 3 Sterne und die Erkenntnis, dass die Reihe mit jedem Band etwas schlechter wird.