A review by obscuredbyclouds
Die letzten Tage des Patriarchats by Margarete Stokowski

3.0

Ich halte Margarete Stokowskis "Untenrum Frei" für eines der besten Feminismus-Einführungsbücher, die es gibt: persönlich aber analytisch, sowie verständlich ohne zu vereinfachen. "Die letzten Tage des Patriarchats" hat zwar einen ähnlichen tollen Titel, konnte mich aber nicht ganz so mitreißen. Das hat meist weniger mit dem Inhalt als mit dem Aufbau zu tun. Hier versammeln sich eine Reihe von Kolumnen aus der Taz und Spiegel Online, die zwischen 2011 und 2018 erschienen, und sowohl inhaltlich als auch in Qualität sehr stark schwanken.

Der Veränderung des Schreibstils beizuwohnen ist zwar auch irgendwie interessant, aber gerade bei den älteren Taz-Kolumnen habe ich mich mehrmals gefragt, wozu ich das lese. Die später hinzugefügten Anmerken der Autoren sind oft spannender als die eigentliche Kolumne. Das hat teilweise damit zu tun, dass die damals tagesaktuellen Themen heute stellensweise nur mäßig relevant sind, an anderen Stellen hat man das Gefühl Offensichtliches zu lesen, und oft sind die Texte einfach so kurz, dass interessante Fragen nur angerissen werden.

Vor allem merkte ich wieder, dass ich dieser Form von Kolumne einfach wenig abgewinnen kann - ich war schon immer eher der Typ für Longreads. Es lohnt sich trotzdem das Buch zu lesen, denn es sind ein paar Texte dabei, die wirklich toll sind und über die weniger spektakulären Stellen hinwegtrösten. Einen Vorteil hat die Kürze der Texte nämlich doch: Einem wird nie langweilig. Gute Laune machen die meisten Texte aber leider nicht (außer vielleicht der Motorsägen-Text gen Ende).