A review by sunnydee
Reckless: Steinernes Fleisch by Cornelia Funke

4.0

4,3 von 5 Sternen
*Inhalt:*
Jacob und Will Reckless sind Brüder. Jacob, der ältere, zieht sich nach dem Verschwinden des Vaters immer mehr zurück. Dann findet er im Arbeitszimmer des Vaters einen Spiegel, der ihn in eine andere Welt versetzt. Ein düstere Welt voller garstiger Zwerge, böser Feen, kinderfressender Hexen... Er selbst schafft es in beiden Welten zu bestehen, aber irgendwann folgt ihm sein Bruder und besiegelt damit ihrer beider Schicksale.

*Wie kam das Buch zu mir*
Ich habe es eigentlich wegen der Illustrationen gekauft. Ich bin kein Märchenfan, aber bei illustrierten Büchern setzt dann tatsächlich mein gesunder Menschenverstand aus. Also habe ich mir gesagt, so schlimm kann es ja nicht sein doch noch mal ein Märchen zu lesen. Bei ReBuy habe ich es dann für sage und schreibe 2,89 € erstanden. Ein Schnäppchen, selbst wenn es mir nicht gefallen hätte.

*Aufmachung/Qualität*
Der Hammer. Es reicht einfach kein Buch an die Aufmachung dieses Buches heran. Der Schutzumschlag ist glänzend und der Bilderrahmen, in dem sich das grüne Gesicht befindet, ist geprägt. Der Bilderrahmen hat wunderschöne Verzierungen und das grüne Gesicht bildet einen tollen Kontrast zum schwarzen Hintergrund. Das Buch selbst ist ebenfalls schwarz und zeigt das grüne Gesicht ohne Bilderrahmen. Ein Lesebändchen ist auch dabei. Jedes Kapitel ist wunderschön illustriert – von der Autorin selbst! Die Zeichnungen entsprechen voll und ganz meinem Geschmack.

*Meinung:*
Ich bin sehr skeptisch an das Buch heran gegangen. Zum einen, weil ich Märchen nicht mag, zum anderen weil ich schon viele schlechte Meinungen dazu gehört habe. Beides konnte mich aber nicht abschrecken dem Buch eine Chance zu geben.

Die Grundidee ist eine Märchenwelt in der die altbekannten Märchen wieder aufgegriffen werden, aber trotzdem nur auf eine ganz eigene und faszinierende Art eine Nebenrolle spielen. Die 0,7 Punkte Abzug bekam das Buch nur weil Märchen wirklich so gar nicht mein Genre sind. Ansonsten bin ich etwas überfragt, was man an dem Buch schlecht finden könnte. Aber zurück zur Grundidee. Also das ganze hat ein wenig von Narnia, aber sehr viel von den grimmschen Märchen. Alles wirkt sehr düster und ernst und ausweglos. Also alles was ich so gar nicht mag in Büchern und deshalb saß ich die meiste Zeit da und fragte mich warum zum Teufel ich das dieses Mal gut fand. Schlussendlich denke ich, dass es ganz einfach an Cornelia Funkes Schreibstil lag.

Der Schreibstil ist ähnlich wie in Tintenherz, aber das Umfeld wirkt noch düsterer und noch auswegloser. Trotzdem las es sich alles recht schnell und ich konnte mir die einzelnen Orte und Szenen sehr gut bildlich vorstellen. Die Autorin schreibt sehr ausschmückend und detailreich, was mir bei ihr allerdings gefällt. Gerade deshalb konnte ich mir diese Märchenwelt gut vorstellen. Auch die sehr originelle Einbindung der alten Märchen in dieses neue gefiel mir ausgesprochen gut.

Ich fand das es keinen richtigen Spannungsbogen gab, da das ganze Buch von Anfang bis Ende eigentlich fast gleichbleibend spannend war. Ich bin ja eher eine Hasenfuß und habe daher befürchtet, dass das Buch zu düster für mich werden könnte, aber das war nicht der Fall. Es war eher depressiv oder melancholisch als gruselig. Man will immer weiter lesen, um zu sehen ob Jacob es doch schafft Will zu retten.

Die Emotionen kommen irgendwie nicht ganz so herüber, aber das passte für mich zu dem ganzen Setting. Es passte zu der düsteren, eher kühlen Märchenwelt.

Die Charaktere waren glaube ich der Hauptgrund warum vielen das Buch nicht gefallen hat. Das kann ich nicht verstehen. Ich fand gerade Jacob einen richtig tollen und interessanten Hauptcharakter. Er war so kühl und man merkte ihm an wie verletzt er von dem Verschwinden seiner Vaters war und wie sehr er darunter gelitten hat. Für mich war ein ein sehr überzeugender Charakter. Es hat einfach so gepasst, er war genau so wie ich mir einen Jungen vorstelle, der zu früh den Vater verlor, zu schnell erwachsen werden musste und an der Aufgabe auf seinen kleinen Bruder aufzupassen ein wenig zerbrach. Allein für diesen Charakter hätte ich das Buch bis zum Ende gelesen. Auch die anderen Charaktere fand ich interessant, aber sie bekommen nicht viel Tiefe. Wie oben schon erwähnt fand ich das für die Story, aber auch nicht wirklich wichtig. Die Bösewichte werden super in dem Buch dargestellt – sie wirkten 100% authentisch auf mich.

Das Ende ist etwas offen, aber man kann sich auch getrost mit diesem einen Buch zufrieden geben. Ich weiß noch nicht ob ich den zweiten Teil lesen werde, denn für mich war das Ende wirklich in Ordnung. Trotzdem gibt es noch ein paar Rätsel, die ich wirklich gern lösen würde. Dies wird mir aber nur mit dem Folgeband gelingen. Ich denke auch das einige Handlungen der Charaktere erst im zweiten Band wirklich einen Sinn ergeben, obwohl sie keinesfalls unschlüssig auf mich gewirkt habe. Man hatte einfach das Gefühl, dass noch mehr dahinter steckte.

Grundidee 4,5/5
Schreibstil 4,5/5
Spannung 4/5
Emotionen 4/5
Charaktere 5/5


*Lesergruppe:*
Ich empfehle dieses Buch jedem der gern Märchen liest. Es ist nicht zu grimmig, aber angenehm düster.

*Fazit:*
4,3 von 5 Sternen
Das Buch hat mich positiv überrascht. Obwohl ich keine Märchen mag, konnte es mich durch seine durchweg moderate Spannung, seine originellen Einbau der alten Märchen und seinen tollen Hauptcharakter überzeugen. Der Schreibstil von Cornelia Funke ist wirklich etwas besonderes.


Reihe:
Reckless – Steinernes Fleisch
Reckless – Lebendige Schatten