A review by auroara
Oracle by Ursula Poznanski

mysterious medium-paced
  • Plot- or character-driven? Plot
  • Loveable characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.5

4,5 ★

Julian sieht seit seiner Kindheit Visionen an anderen Menschen – Nebelschwaden, die aus den Augen strömen, oder rote Wolken, die ganze Körperteile verdecken. Mit Hilfe seiner Therapeutin und den richtigen Medikamenten ist damit Schluss. Mit dem Start an der Uni möchte Julian endlich ein normales Leben führen. Doch beim Klassentreffen trifft ihn der Schock: Einige seiner Mitschüler, bei denen er Jahre zuvor Visionen gesehen hat, hatten Unfälle. Gibt es da einen Zusammenhang? Und wenn ja, könnte er mit seiner „Gabe“ schlimme Ereignisse verhindern? 


Charaktere


Julian ist, wie so viele von Poznanskis männlichen Hauptcharakteren, ein schüchterner Einzelgänger. Anders als erwartet habe ich Julian doch recht schnell ins Herz geschlossen, was vermutlich auch daran liegt, dass es diesmal keinen Fokus auf eine Liebesgeschichte bzw. einseitige Verliebtheit gibt. Die Dynamik zwischen den Studierenden im Wohnheim ist gut gelungen, und ich mochte Robin (Julians Mitbewohner) und Pia wirklich sehr gerne. Die Beziehungen entwickeln sich sehr realistisch und man merkt daran, wie Julian sich im Umgang mit anderen weiterentwickelt. 


Spannung & Pacing


Ursula Poznanskis Schreibstil ist wie immer sehr schnell und einfach zu lesen. Das Tempo ist zu Beginn jedoch etwas langsam. Die ersten 100 Seiten erfährt man nicht sehr viel mehr, als schon durch den Klappentext bekannt ist. Später im Verlauf der Handlung passieren einige Dinge, die das Drama steigern und mich gepackt haben. Ich wollte einfach wissen, wie es weiter geht.
Obwohl zuerst nicht viel passiert, fand ich die Handlung insgesamt spannend. Die Idee ist einfach super interessant. Tatsächlich habe ich mir während des Lesens selbst die Frage gestellt, wie ich in so einer Situation handeln würde. (Was würdest du tun, wenn du Unfälle oder Krankheiten bei Menschen, die dir wichtig sind, vorhersehen könntest? Wie würdest du reagieren, wenn dich jemand vor etwas Schlimmes warnt, aber nicht konkret wird?)


Das Negative


Es gab allerdings auch einen Handlungsstrang, der mir nicht gefallen hat, bzw. den ich überflüssig fand:
Die ganze Sache mit Lars und den Journalisten. Das hat nichts zu der Handlung beigetragen, war unglaubwürdig, und hätte komplett gestrichen werden können.
Leider hat mir am Ende auch eine richtige Erklärung gefehlt. Warum sieht Julian die Marker? Gibt es noch mehr Menschen, die solche Visionen haben? Was bedeuten die einzelnen Trugbilder genau? All diese Fragen bleiben leider unbeantwortet.


Fazit


Mich hat Oracle sehr gut unterhalten. Tatsächlich habe ich schon lange nicht mehr ein Buch so schnell durchgelesen. Die Idee mit den Visionen ist interessant und wurde sehr gut umgesetzt. Es dauert ein bisschen, bis die Handlung in Schwung kommt, und „etwas passiert“, dafür lohnt es sich allerdings!