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A review by fleurlion
Deutschland. Ein Wintermärchen by Heinrich Heine
5.0
Der verstaubte Ruf einer Abiturpflichtlektüre oder der abschreckende Sticker "ZEIT Kanon der 100 Bücher" wird dem Ding einfach nicht gerecht.
Auch ohne Vorwissen ist das Wintermärchen eine einfach zu lesende, knackige und vor allem witzige Lektüre. Natürlich wird es noch viel besser, wenn man die geschichtliche Basis der Revolution 1848 (und des Vormärzes) hat. Aber allein Heines rizz gegenüber Hamburgs Schutzpatronin sollte meinen Punkt belegen:
"Die weltlichste Natürlichkeit
Konnt man in den Zügen lesen;
Doch das übermenschliche Hinterteil
Verriet ein höheres Wesen."
-------- Nerdteil------------
Heine verhandelt in diesen versifizierten (sorry, hier muss sich ja Mal das Germanistikstudium gelohnt haben) Reisebildern seine Position in der politischen Szene eines Deutschlands, das sich noch nicht einig ist, ob es einig werden will.
Aus seinem Exil in Paris, wo er auch Marx nahe steht, sieht er die schleifenden politischen Revolutionsbemühungen in Deutschland, pioniert von Nationalisten und Patrioten, mit denen er sich auch nicht so Recht anfreunden kann. Was Heine in Atta Troll schon klar macht: Sein Werk ist nicht nur politisches Lippenbekenntnis für die Revolution, es ist auch kunstvolle und ironische Auseinandersetzung mit Zensoren, "philisterhaften" alten Ständen und pseudo-liberalen Politikern, Religion und dem deutsch-nationalistischem Legenden- und Mythenmaterial (z.B. Barbarossa).
Heines Werk ist essentiell, um zu verstehen, wie der Weg aus dem Feudalismus schließlich zu Nationalsozialismus geführt hat - denn geschichtlich ist diese Zeit so explosiv und entscheidend wir wohl keine andere in der neueren deutschen Geschichte.
Auch ohne Vorwissen ist das Wintermärchen eine einfach zu lesende, knackige und vor allem witzige Lektüre. Natürlich wird es noch viel besser, wenn man die geschichtliche Basis der Revolution 1848 (und des Vormärzes) hat. Aber allein Heines rizz gegenüber Hamburgs Schutzpatronin sollte meinen Punkt belegen:
"Die weltlichste Natürlichkeit
Konnt man in den Zügen lesen;
Doch das übermenschliche Hinterteil
Verriet ein höheres Wesen."
-------- Nerdteil------------
Heine verhandelt in diesen versifizierten (sorry, hier muss sich ja Mal das Germanistikstudium gelohnt haben) Reisebildern seine Position in der politischen Szene eines Deutschlands, das sich noch nicht einig ist, ob es einig werden will.
Aus seinem Exil in Paris, wo er auch Marx nahe steht, sieht er die schleifenden politischen Revolutionsbemühungen in Deutschland, pioniert von Nationalisten und Patrioten, mit denen er sich auch nicht so Recht anfreunden kann. Was Heine in Atta Troll schon klar macht: Sein Werk ist nicht nur politisches Lippenbekenntnis für die Revolution, es ist auch kunstvolle und ironische Auseinandersetzung mit Zensoren, "philisterhaften" alten Ständen und pseudo-liberalen Politikern, Religion und dem deutsch-nationalistischem Legenden- und Mythenmaterial (z.B. Barbarossa).
Heines Werk ist essentiell, um zu verstehen, wie der Weg aus dem Feudalismus schließlich zu Nationalsozialismus geführt hat - denn geschichtlich ist diese Zeit so explosiv und entscheidend wir wohl keine andere in der neueren deutschen Geschichte.