A review by buecherangelegenheiten
Hegel im verdrahteten Gehirn by Slavoj Žižek

5.0

Bei dem Titel von Slavoj Žižeks Buch „Hegel im verdrahteten Gehirn“ könnte man davon ausgehen, dass es sich bei dem Buch um eine Schrift handelt, die sich mit der Philosophie Hegels auseinandersetzt. Das ist nicht der ganz der Fall.

Žižek schaut in seinem Buch auf unsere Gegenwart und mögliche Zukunft. Die große Frage in „Hegel im verdrahteten Gehirn“ ist: Was würde mit uns passieren, wenn unsere Gehirne mit einem Computer und untereinander verbunden wären?
Selbstverständlich kann darüber nur spekulativ gesprochen werden.

So spekuliert Žižek darüber welche Auswirkungen eine solche Verdrahtung auf unser Liebesleben haben könnte, wenn mein Gegenüber direkt mit meinem Gehirn verbunden wäre. Was würde das dann für die Kommunikation bedeuten? Was wäre mit der nonverbalen Kommunikation? Gleiches gilt für unsere staatlichen Institutionen. Würden wir durch die Verdrahtung unserer Gehirne in einen Überwachungsstaat geraten, in dem die Polizei immer wüsste, wo wir sind und was wir machen?

Die vermutliche wichtigste Frage die Žižek stellt ist: Wer hätte die Kontrolle über den Computer, mit dem wir verbunden sind? Eine staatliche Organisation, ein Unternehmen oder gar eine Einzelperson?

So fern der Gedanke einer solchen Verdrahtung uns im Moment noch erscheinen mag, ist die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas in den nächsten 10 bis 20 Jahren Wirklichkeit wird nicht allzu unrealistisch. Allen voran arbeitet ein Unternehmen genau darauf hin: Neuralink, gegründet von Elon Musk.

Hegel spielt in diesem Buch aber natürlich doch eine Rolle, und zwar eine nicht ganz kleine. Anhand von Hegels Philosophie hangelt sich Žižek durch sein Buch. Wer jetzt aber glaubt, er müsse Hegels Philosophie kennen oder gar verstanden haben, um dieses Buch zu lesen, der irrt. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass dieses Buch auch ohne jemals den Namen Hegel gehört zu haben, trotzdem lesbar und verständlich ist. Zum Nachdenken regt das Buch, mit als auch ohne Hegel, an.

Eine klare Leseempfehlung!