A review by bewoelkt_aber_heiter
The Deepest Well by Juliette Cross

4.0

Eine Mischung aus historischem Roman und Urban Fantasy habe ich bisher noch nie gelesen - und genau das liefert Juliette Cross mit dem ersten Band ihrer Age of Gray-Reihe. Die beiden Hauptcharaktere George und Katherine kennt man bereits aus der Vessel Trilogy. Daher würde ich empfehlen, diese auch vor The Deepest Well zu lesen, obwohl es nicht zwingend notwendig ist. Man erhält alle wichtigen Informationen auch so, aber einige kleine Spoiler muss man in Kauf nehmen.

Worldbuilding & Handlung
Man kehrt zwar in die Welt der Flamma zurück, die man bereits aus der Vessel Trilogy kennt, betrachtet sie aber jetzt aus einer ganz anderen Perspektive, da wir in die Zeit des viktorianischen Londons zurückreisen, statt im ursprünglichen Setting New Orleans zu bleiben. Dadurch werden einige Zusammenhänge noch klarer. Zum Beispiel wird der Hass sehr viel nachvollziehbarer, den George und Jude für den Dämonenprinzen Damas hegen.
Die Entwicklung zwischen George und Katherine schreitet relativ schnell voran, da die Autorin in diesem Band einiges mit ihren Figuren vorhat. Wer Gens und Judes Geschichte gelesen hat, der kennt von Anfang an einige entscheidende Details und weiß, welches Schicksal Kat im Laufe dieses Buches ereilen wird. Zugleich hatte die Handlung wegen genau dieser Geschehnisse, die in Bound in Black bereits vorweggenommen bzw. angedeutet wurden, eine sehr bittersüße Stimmung an sich, die mich gefesselt hat. Deshalb ist es an keiner Stelle langweilig und die Art und Weise, wie Kat und George zusammen kommen, hat mich im Rahmen dieses zeitlichen Settings doch überrascht.
Zum Ende nimmt die Geschichte ein sehr rasantes Tempo an: hier hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin den Fokus ein wenig mehr auf die Liebe des Paares legt, statt ihr Happy End fast schon zu überstürzen. Trotzdem habe ich einige Tränen geweint, als Kat nach der langen Tortur, die sie durchlitten hat, endlich glücklich wurde.

Charaktere
Ein großer Vorteil dieser Geschichte war es, dass mir beide Charaktere bereits sehr ans Herz gewachsen waren, noch bevor ich The Deepest Well begonnen habe. Dadurch kam es mir vor, als würde ich zu alten Freunden zurückkehren.
Beide Charaktere sind solch gute Seelen und trotzdem lastet so viel Leid auf ihren Schultern. Es hat mich sehr ergriffen, wie viel Mut Katherine von Anfang an beweist und wie viel sie verliert, gerade als sie der Illusion erliegt, sich von all ihren Fesseln befreien zu können. Und trotzdem zerbricht sie nie gänzlich daran. Georges duldsame und geduldige Art hat ihn zu einem besonderen Helden gemacht: er ist weniger der dunkle Bad Boy als ein echter Gentleman der alten Schule.
Gefreut hat es mich natürlich auch, Jude wiederzusehen und von einer ganz neuen Seite zu sehen, noch bevor er Gen kennen- und lieben gelernt hat. Auch mit Uriel gibt es ein Wiedersehen und der Plot für den zweiten Band der Age of Gray-Reihe wird angestoßen, denn Kats und Georges Geschichte ist in diesem einen Band zu Ende erzählt.

Fazit
The Deepest Well vermittelte mir ein Gefühl, zu alten Freunden nach Hause zu kommen. Die Charaktere liegen mir beide spätestens seit Bound in Black so sehr am Herzen, dass ich die Emotionen der Geschichte mit jeder Faser gespürt habe; immer in Erwartung dessen, was das Schicksal für die beiden bereithält. Die Autorin zeigt meisterhaft, dass Einsamkeit manchmal eine größere Folter sein kann als reiner körperlicher Schmerz und wie angreifbar sie den Menschen macht. Und trotzdem lässt sie die Liebe ihrer Figuren wie den Phönix aus der Asche auferstehen - wenn auch im Schnelldurchlauf.

The Deepest Well gave me a feeling of coming home and meeting old friends. Since Bound in Black I love George and Katherine so much. I felt all these emotions with my whole heart, always waiting for the fateful things to come. Cross tells a story, that conveys a simple truth: that loneliness can be a torture so much more cruel than physical pain and how assailable it makes a person.
And in spite of everything George's and Kat's love is rising from the ashes like a Phoenix in the end - even if it was a little bit too fast for my liking.