A review by books_and_lattemacchiato
Pakt der Diebe, by Jon Skovron

adventurous slow-paced
  • Loveable characters? It's complicated

3.75

Die ersten 150 Seiten fand ich ziemlich mau. Eigentlich passiert eine Menge und der Plot ist auch alles andere als langweilig, allerdings konnte ich keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen und nicht wirklich mitfühlen, was zum Teil an der Erzählweise lag. Der Schreibstil fühlte sich nicht packend an, ich wollte einfach wissen, wann die Geschichte endlich so richtig losgeht. Hätte das ein paar Seiten lang gedauert, wäre das als Prolog okay gewesen ... aber 150 Seiten ist dafür schon lange. Gerade bei den traurigen Vorgeschichten der Hauptfiguren wäre es normal, wenn diese einen emotional berühren, das war bei mir hier aber gar nicht der Fall. Außerdem hatte ich das Gefühl, man würde viel über die Hauptfiguren erfahren, sie aber dennoch nicht RICHTIG kennenlernen.
Später bekommen die Charaktere etwas mehr Persönlichkeit, jedoch würde ich nicht sagen, dass mich das Buch noch so richtig begeistern konnte. Es gibt spannende Szenen, aber auch einige Längen. Der Schreibstil ist trotz allem leicht zu lesen und ich hatte keine Probleme damit, durch langatmige oder etwas verwirrende Szenen zu kommen. Hope wurde mir im Verlauf der Geschichte ein bisschen sympathischer und einige Twists fand ich gut gemacht. Die Idee mit dem Kloster ist auch sehr interessant mit viel Potenzial.
Die Atmosphäre ist durchwegs düster mit vielen Elementen, die man mit Dark Fantasy verbindet, für mich fühlte es sich allerdings nicht wirklich so an durch die schon genannten Kritikpunkte, z.B. fand ich das Schicksal von Hopes Dorf zwar traurig, allerdings berührte es mich beim Lesen eben nicht. Ohne emotionale Nähe fand ich die gruseligen Elemente einfach nur abstoßend/nervig. Das empfindet aber jeder anders. (Bitte unbedingt die Triggerwarnungen lesen!)
Es gibt sehr viele Actionelemente (Verfolgungen, Szenen auf (Piraten-)Schiffen, Diebstahl, Kampfszenen, ...), jedoch fühlten sich diese - so wie die ganzen ersten 150 Seiten - für mich eher distanziert an, ohne mich zu fesseln. Ich hatte auch Probleme, mir die actionreichen Szenen bildlich vorzustellen.
Ansonsten fiel mir das Lektorat in der deutschen Version positiv auf. Ich habe weniger Fehler als in vielen anderen Büchern entdeckt, auch in Satzstellungen etc., bei denen es in Büchern oft Kommafehler oder Ähnliches gibt.
Als ich auf das Buch aufmerksam geworden bin, habe ich in vielen Rezensionen Kritik über die vulgäre Sprache gelesen. Auch wenn ich nur bestätigen kann, dass es viele Kapitel gibt, in denen quasi jeder Dialog mehrere Flüche enthält, fand ich persönlich die Häufigkeit weniger schlimm. Manche Ausdrücke wurden vielleicht für meinen Geschmack zu häufig gebraucht (z.B. wenn "verpisste Hölle" in einem einzigen Gespräch so oft wiederholt wird, dass es einfach nicht mehr natürlich wirkt). Ein größeres Problem hatte ich mit der Beschreibung mit Sexualität, Geschlechtsorganen ... inklusive der Wortwahl für Flüche. Normalerweise mag ich es, wenn Fantasywelten ihre eigenen Flüche haben, aber hier geht es nicht um neue Wortkreationen und Worldbuilding, sondern eher um die exzessive Nutzung obszöner/abwertender Ausdrücke für diverse Geschlechtsorgane.
Spoiler In einer Szene verwandelt einer der magisch begabten Biomanten seinen Körper in einen weiblichen und die Wortwahl und grafischen Details auf diesen ca 1,5 Seiten fand ich einfach nur SCHRECKLICH.

Fazit: Insgesamt war das Buch für mich ganz nett für zwischendurch, von einem Highlight allerdings weit entfernt. Ich glaube nicht, dass ich die Reihe weiterlesen werde.
Wenn ihr große High-Fantasy-Fans auf der Suche nach neuen Reihen seid und euch der Klappentext anspricht, gebt dem Buch eine Chance!