A review by rotertod
Keine gute Geschichte: Roman by Lisa Roy

2.25

Der Roman beginnt gut. Er führt behutsam in die Welt ein, zeigt die Differenzen zwischen der Düsseldorfer und der Essener Arielle. Schlussendlich verrennt sich die Handlung irgendwann in repetitive Traumaplots, Kitsch und Plotholes. Fast so als müsse zum Ende hin, in einer gewissen Twistigkeit, immer noch eine weitere unglaublichere Enthüllung in die laufende Handlung eingesetzt werden.

Es ist fast schon beleidigend, Figuren nur auf ihre Vergangenheit und Traumata zu reduzieren. So als würde das ihren ganzen Charakter ausmachen. Schwache Leistung. 

Dazu eine viel zu überzogene Kritik an Psychiatrie und Psychotherapie, die sich aber eher auf Gert Postel statt auf jemanden wie Foucalt stützt. Die Therapeuten sind hier entweder empathielos oder einfältig oder beides. Eine grundlegendere Aufarbeitung zur Thematik gibt es hierzu nicht. Im Gegenteil die Lösung der psychischen Probleme wird am Ende dadurch suggeriert,
dass man sich mal ein Wellness Wochenende mit einer alten Freundin gönnt und die Oma einmal sagt, dass sie einen lieb hat und sich dann suizidiert.
Sorry, aber das geht gar nicht. 

Positiv herauszustellen, ist die dezidierte und subtile Beschreibung der eingelösten Aufstiegsversprechen in Form von Wandtattoosprüchen, in Doppelhaushälften beim Vertrieb von Schneeballsystemprodukten. Der Konsum muss selbst bei einem Treffen mit „Freunden“ im Mittelpunkt stehen. Das ist herausragend herausgearbeitet, ohne zu belehrend oder erklärend zu sein. 

Keine gute Geschichte hat einige analytisch gelungene Passagen, die von eindimensionalen Charakteren und einer hanebüchen konstruierten Handlung erschlagen werden.