A review by mel_j
Cold Calls, by Charles Benoit

2.0

Das Buch "Cold Calls" war ein leicht zu lesender Thriller, der aber leider auch nicht besonders spannend war.

Man ist anfangs recht gut in das Buch hineingekommen, da es sofort mitten im Geschehen begonnen hat. Eric, der erste der Protagonisten, den man kennenlernt, war mir das ganze Buch über leider ziemlich egal - ich fand nicht, dass er gut genug ausgebaut war, um zu ihm eine richtige Meinung zu haben. Das Gleiche galt für Fatima und Shelley, wobei man vor allem über Fatima doch mehr Infos erhalten hat.
Die Grundidee an sich fand ich eine gute, hier war es nur wirklich die Umsetzung, die mir nicht gefallen hat - es ist mir alles zu schnell gegangen. Anfangs war dieses Tempo vielleicht noch gut, bald nicht mehr. Seltsamerweise ist trotz der Schnelligkeit, mit welcher Ereignis auf Ereignis gefolgt ist (beispielsweise haben sich die drei furchtbar rasch in dem Anti-Bullying-Programm wiedergefunden) bis zur Mitte des Buches nichts wirklich Spannendes geschehen.
Mir kam es stellenweise so vor, als würde Charles Benoit zwar erzählen, was passiert, der/die Leser*in würde es aber nicht gezeigt bekommen. So fiel es mir auch ziemlich schwer, mich in diesen Thriller einfühlen zu können.
Die Teamarbeit, die sich im Laufe des Romans zwischen Shelley, Fatima und Eric entwickelt hat, hat mir dann aber wieder gut gefallen - auch wenn sie grundverschiedene Charaktere waren, haben sie gut zusammengearbeitet. Mir hat imponiert, dass jede/r ihren/seinen eigenen Teil zur Lösung des "Rätsels" beigetragen hat.
Die eindeutig schwächsten Teile des ganzen Thrillers waren für mich aber leider auch die wichtigsten: die Geheimnisse der drei Jugendlichen und die Identität des Anrufers. Während ich verstehen kann, dass Fatima und Eric ihre beiden Geheimnisse natürlich als schlimm betrachten
Spoiler(und sie das, vor allem in Verbindung mit ihren Familien, auch sind)
waren beide ihrer Geheimnisse nichts im Vergleich zu Shelleys. Shelley hatte eindeutig das "schlimmste" der drei und doch habe ich ihre Handlungen deswegen nicht ganz nachvollziehen können - für mich war das Ganze ein wenig zu unrealistisch.
Das zweite, das ich zu bemängeln habe, ist
Spoilerdie Identität der Anruferin. Dass sie jemand war, von dem man erst im letzten Drittel des Buches erfährt, fand ich lächerlich - für mich hätte das Buch ein ausgebauteres Ende gebraucht.
Auch das Motiv für die Anrufe war sehr weit hergeholt.
Der Epilog hat mich gleichermaßen neugierig gemacht und ziemlich verwirrt - allerdings war er, zusammen mit der Teamarbeit zwischen Fatima, Eric und Shelley, doch das Einzige, was ich an "Cold Calls" gelungen fand.