A review by beccasbibliotheca
Like water in your hands by Mehwish Sohail

5.0

4,5 Sterne

Ich habe mich seit Ankündigung sehr auf dieses Buch gefreut. Das Cover ist in echt noch viel wunderbarer und schöner, als auf den Fotos und ich habe direkt angefangen zu lesen, als es bei mir ankam.

Der Einstieg in das Buch war schwer. Nicht, weil der Schreibstil dafür gesorgt hat - der war wundervoll – sondern weil Arwas Situation, ihre Gefühle und Gedanken schwer sind. In vielen Gedanken habe ich mich wiedererkannt und hatte so meine Probleme mit dem vorgehaltenen Spiegel. Mehwish hat das Talent, diese Empfindungen perfekt beschreiben zu können, sodass ich Arwas Gefühle sehr schnell adaptiert und mit ihr mitgefühlt habe - was aber leider auch dafür sorgte, dass ich vor allem auf den ersten 150 Seiten öfters eine kleine Pause brauchte, um nicht von dieser Schwere erdrückt zu werden.

Diese Schwere löste sich irgendwann, weil bei Depressionen eben nicht alles und jeder Tag schwer sind. Diese Entwicklung hat mir unglaublich gut gefallen, weil es sich so authentisch angefühlt hat. Außerdem mochte ich, dass allein durch die Beschreibungen, durch die Taten und Gedanken von Arwa und Tariq deutlich wurde, dass sie psychische Krankheiten haben, und dies nicht einfach nur benannt wurde. Mehwishs Schreibstil ist einfach unglaublich gut, sowohl vom Lesefluss her, als auch vom Vermögen, Dinge beschreiben zu können.

Arwas Charakter hat mir auch sehr gut gefallen. Ich mochte, wie sie denkt, wie sie wahrnimmt und auch, wie schlagfertig sie doch sein kann. Sie fühlte sich rundum authentisch an. Auch Tariq hat mir sehr gut gefallen, wobei ich mir zu ihm fast noch mehr gewünscht hätte.

Anfangs hatte ich etwas Sorge, mit den ganzen Namen nicht hinterher zu kommen. Vor allem Tariqa Familie ist sehr groß, aber tatsächlich kam ich damit sehr gut klar, weil ich jeden Charakter durch eigene Verhaltensweisen von anderen abgrenzen konnte. Alle Charaktere waren sehr gut ausgearbeitet.

Mein einziger größerer Kritikpunkt ist die Liebesgeschichte zwischen Arwa und Tariq. Da sich das Buch sehr auf die psychischen Krankheiten konzentriert (was sehr gut ist, weil es vor allem Außenstehenden einen Einblick gewährt und alles sehr verständlich und anschaulich erklärt wird), kam mir die Liebesgeschichte etwas zu kurz. Der Moment zwischen Arwas "Ich hab einen Crush" auf ihn und "Ich habe Gefühle für ihn" war mir zu schnell beziehungsweise zu wenig beschrieben, dass ich diese Verbundenheit zwischen den beiden nur schwer nachfühlen konnte. Auch Tariqs Gefühle blieben mir, vermutlich vor allem wegen seiner fehlenden Perspektive in der ersten Hälfte des Buches, leider etwas schleierhaft.

Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch allen empfehlen. Es ist wunderschön geschrieben, es behandelt wichtige Themen, die in unserer Gesellschaft immer präsenter werden und vor allem gewährt es auch einen Einblick in eine andere Kultur, was mir auch sehr sehr gut gefallen hat!