A review by karo_221b
Prinzessin Serisada by Johannes Ulbricht

2.0

Als ich vom Verlag angeschrieben und gefragt wurde, ob ich Lust hätte die Sumerland-Reihe zu lesen und zu rezensieren, habe ich nicht lange gezögert. Der Klappentext hatte mich sofort angesprochen und ich war ausgesprochen gespannt auf diese Geschichte. Die Idee, dass unsere Zivilisation nur eine Illusion ist und sich die Wirklichkeit eigentlich in der Stadt Waylhaghiri und dem sie umgebenen Sumerland abspielt, hielt ich für ausgesprochen vielversprechend.
Leider konnte mich das erste Buch, Prinzessin Serisada, aber letztendlich nicht überzeugen, da die Umsetzung der guten Ideen in meinen Augen danebengeht.
Dass ich das Lesen nicht wirklich genießen konnte, hat vor allem damit zu tun, dass ich mit dem Schreibstil nichts anfangen konnte. Nicht, dass ich ein großer Freund von Schachtelsätzen wäre, aber der Satzbau war mir wirklich eine Spur zu parataktisch und es mangelte bei einigen Formulierungen an Finesse.
Ich hätte außerdem erwartet, dass sich die verschiedenen Erzähler, die es hier gibt, auch in ihrem Stil voneinander unterscheiden würden. Aber die (namenlose) Erzählerin in den 30ern und Susanne, ein kleines Mädchen, unterschieden sich sprachlich sehr wenig voneinander. Die Namenlose könnte von ihrer Sprache her auch ein Kind sein und das Kind auch ein Erwachsener.
Die namenlose Dame war mir außerdem derart unsympathisch – ja regelrecht zuwider – dass ich jedes Mal, wenn sie mit dem Erzählen an der Reihe war, überlegt habe, die kommenden Seiten zu überspringen. Mir ist auch nicht wirklich klargeworden, worin genau ihre Funktion bestand. Zur eigentlichen Story hat sie nichts beigetragen. Außer vielleicht ein merkwürdiges Frauenbild zu verbreiten und dem Leser, die hier in vielen Rezensionen lobend hervorgehobene, Gesellschaftskritik unter die Nase zu reiben.
Nicht, dass ich grundsätzlich etwas gegen gesellschaftskritische Geschichten einzuwenden hätte – nein, Bücher dürfen und sollen Kritik an der Gesellschaft üben. Aber ich persönlich genieße es eher, wenn man ein wenig darüber nachdenken muss, anstatt die Kapitalismuskritik – wie hier – direkt und so offensichtlich serviert zu bekommen. Immer und immer wieder wird man vom Autor darauf gestoßen, wie hohl es ist, nach Materiellem zu streben, und wie die Befriedigung von diesen Bedürfnissen immer und immer wieder neue erzeugt. Natürlich stimmt das. Aber erstens ist das keine neue Erkenntnis und zweitens wurde das Augenrollen immer größer, je öfter ich es erzählt bekam. Ich hatte den Eindruck, dass sich das Buch zu sehr auf die Gesellschaftskritik konzentriert und dabei ganz vergisst, ein Roman zu sein: Die Handlung konnte mich nicht wirklich fesseln, der Spannungsbogen fehlte mir, und die Momente in denen man sich sagt „Ich will unbedingt wissen, wie es weiter geht!“ blieben vollkommen aus – zumal der Klappentext im Grunde die gesamte Handlung des Buches vorweg nimmt. Auch die Charaktere hätten etwas mehr Ausarbeitung vertragen können. Sie wirkten merkwürdig flach, so als hätte jemand nur vom Hörensagen erfahren, wie sich junge Männer, Frauen und Kinder verhalten. Wirklich schade – ich hatte mir mehr von der Geschichte versprochen.