A review by mira123
Brief an einen jungen Dichter by Virginia Woolf

5.0

Dieses Büchlein ist wohl das kürzeste, das ich 2020 gelesen habe. Es hat gerade mal etwas mehr als 50 Seiten und naja, die Schrift ist nicht wirklich klein, um es mal so zu sagen. Es ist halt einfach ein Brief, den Virginia Woolf geschrieben hat. Und auch früher hat man wohl darauf geachtet, dass die Brief nicht zu lang werden. Auch wenn dieser Brief sicher so einige Seiten umfasste, immerhin ist hier nicht mal der ganze Brief abgedruckt. Der hier abgedruckte Brief endet früher als der eigentliche, denn weiter hinten würden dann persönliche Details, Klatsch und Tratsch und sowas kommen und das hat der Verlag gekürzt. Schade, das hätte ich interessant gefunden. Aber okay, ich sehe ein, dass das wahrscheinlich gerade die Nachfahren der Leute nicht cool finden würden, über die Virginia da geschrieben hat, wenn das plötzlich weltweit zu lesen wäre.

Von Virginia Woolf habe ich, um ehrlich zu sein, noch nie ein Buch beendet, außer eben dieses hier. Ich weiß, das ist schrecklich! Ich hätte das für die Uni schon lange tun müssen - Sorry an alle meine Professoren, die diesen Post lesen. "Orlando" habe ich sicher schon vier Mal begonnen und "Mrs. Dalloway" mindestens genauso oft. Aber irgendwie hab ich nie reingefunden. Weder in die Printversion, noch ins Hörbuch. Irgendwann in der Mitte der Bücher verliere ich dann meistens die Lust und höre auf. Meist ist das auch gar keine bewusste Entscheidung gewesen - ich hab dann halt irgendwann irgendwie plötzlich ein ganz anderes Buch in der Hand gehalten, das nichts mit Virginia Woolf zu tun hatte. Aber ich schwöre hoch und heilig, dass ich zumindest eines der zwei Bücher lesen werde, bevor ich mein Studium abschließe!
Bei diesem Büchlein hatte ich dieses Problem nicht, dafür war es einfach zu kurz. Ich war innerhalb einer halben Stunde oder so fertig, da war also gar nicht genügend Zeit, um sich von anderen Büchern ablenken zu lassen. Und - Überraschung! - es hat mir tatsächlich gefallen! Ich hab extrem viele Sätze angestrichen, die ich schön fand und die ich in den nächsten Beiträgen mit Buchzitaten einbauen werde. Was mir etwas Probleme bereitet hat, war Woolfs Neigung zu sehr langen und verschachtelten Sätzen, doch auch das war nicht so schlimm, wie ich zu Beginn noch dachte.

Mein Fazit? Hat mir besser gefallen, als ich dachte! Daumen hoch!