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A review by leas_bookworld_
Das Ende der Diplomatie: Warum der Wandel der amerikanischen Außenpolitik für die Welt so gefährlich ist by Ronan Farrow
4.0
Ich würde behaupten, dass das, was dieses Buch so aufschlussreich und relevant macht, die Art und Weise ist, wie Farrow seine Leser in die politischen, militärischen und diplomatischen Verstrickungen einiger der komplexesten internationalen Konflikte mitnimmt und zeigt, wie die Handlungen einzelner Menschen, das Funktionieren größerer Strukturen und eine Vielzahl gegensätzlicher Interessen uns dorthin gebracht haben, wo wir heute stehen.
Farrows Fachwissen zeigt sich: Fast jeder Satz enthält irgendeine Art von Sachinformation, und die Art und Weise, wie er die Fäden verknüpft, ist mehr als überzeugend. Von Petraeus' Haltung zur amerikanischen Aufstandsbekämpfung und anderen Auswirkungen des Vietnamkriegs auf spätere Militäroffensiven bis hin zur Bedeutung Pakistans für die Stabilität der gesamten Region (und wie die Beziehungen zu Pakistan ruiniert wurden). Von der Art und Weise, wie die USA mit Warlords und bewaffneten Parteien kooperierten, die sie später mit ihren eigenen Waffen bekämpften, bis hin zu den Kriegen in Afghanistan und Syrien sowie der Situation in Somalia und im Iran - es ist faszinierend, all diese Hintergrundinformationen zu lesen.
Die Kernaussage des Buches lässt sich schnell zusammenfassen. Sie besagt, dass seit dem 11. September 2001 eine Verschiebung innerhalb der amerikanischen Außenpolitik stattgefunden hat. Und zwar weg vom Einfluss der klassischen, in strategischen Dimensionen operierenden Diplomatie, hin zu einem vordergründig von taktischen Erwägungen geprägten Einfluss des Militärs. So hat das Wort des Außenministeriums zunehmend an Bedeutung verloren, während gleichzeitig der Rat aus dem Pentagon dem Weißen Haus viel wichtiger wurde.
Farrow belegt diese These in einigen Beispielen. Das eigentlich interessante an dem Buch ist die Darstellung einer geraden Linie der kritisierten Entwicklung von Bush über Obama zu Trump. Trump als Steigerung anti-diplomatischen Denkens, hatte in Obama einen Vorläufer, der die Vorherrschaft militärischer Konzeptionen in der amerikanischen Außenpolitik nicht durchbrochen hat. Das ist ein neuer Aspekt in der Darstellung aus dem System selbst heraus.
Farrow versäumt es natürlich nicht, die Geschehnisse so darzustellen, als dass Hillary Clinton als Außenministerin unter Präsident Obama die einzige gewesen ist, die eine andere Meinung vertrat und die gerne mehr auf Diplomatie als auf das Militär gesetzt hätte. Diese Aussage kling aber für mich ein wenig befremdlich, wenn man sich an ihre Statements in Bezug auf beispielsweise Libyen ansieht.
Dennoch ist das ein sehr aufschlussreiches, akribisch recherchiertes Buch über Außenpolitik und damit äußerst empfehlenswert.
Farrows Fachwissen zeigt sich: Fast jeder Satz enthält irgendeine Art von Sachinformation, und die Art und Weise, wie er die Fäden verknüpft, ist mehr als überzeugend. Von Petraeus' Haltung zur amerikanischen Aufstandsbekämpfung und anderen Auswirkungen des Vietnamkriegs auf spätere Militäroffensiven bis hin zur Bedeutung Pakistans für die Stabilität der gesamten Region (und wie die Beziehungen zu Pakistan ruiniert wurden). Von der Art und Weise, wie die USA mit Warlords und bewaffneten Parteien kooperierten, die sie später mit ihren eigenen Waffen bekämpften, bis hin zu den Kriegen in Afghanistan und Syrien sowie der Situation in Somalia und im Iran - es ist faszinierend, all diese Hintergrundinformationen zu lesen.
Die Kernaussage des Buches lässt sich schnell zusammenfassen. Sie besagt, dass seit dem 11. September 2001 eine Verschiebung innerhalb der amerikanischen Außenpolitik stattgefunden hat. Und zwar weg vom Einfluss der klassischen, in strategischen Dimensionen operierenden Diplomatie, hin zu einem vordergründig von taktischen Erwägungen geprägten Einfluss des Militärs. So hat das Wort des Außenministeriums zunehmend an Bedeutung verloren, während gleichzeitig der Rat aus dem Pentagon dem Weißen Haus viel wichtiger wurde.
Farrow belegt diese These in einigen Beispielen. Das eigentlich interessante an dem Buch ist die Darstellung einer geraden Linie der kritisierten Entwicklung von Bush über Obama zu Trump. Trump als Steigerung anti-diplomatischen Denkens, hatte in Obama einen Vorläufer, der die Vorherrschaft militärischer Konzeptionen in der amerikanischen Außenpolitik nicht durchbrochen hat. Das ist ein neuer Aspekt in der Darstellung aus dem System selbst heraus.
Farrow versäumt es natürlich nicht, die Geschehnisse so darzustellen, als dass Hillary Clinton als Außenministerin unter Präsident Obama die einzige gewesen ist, die eine andere Meinung vertrat und die gerne mehr auf Diplomatie als auf das Militär gesetzt hätte. Diese Aussage kling aber für mich ein wenig befremdlich, wenn man sich an ihre Statements in Bezug auf beispielsweise Libyen ansieht.
Dennoch ist das ein sehr aufschlussreiches, akribisch recherchiertes Buch über Außenpolitik und damit äußerst empfehlenswert.