A review by travelartandbookblogger
Alef by Katharina Höftmann Ciobotaru

2.0

Alef von Katharina Höftmann Ciobotaru ist ein autobiographisch angehauchter Roman, der zwei Familiengeschichten miteinander verwebt. Auf der einen Seite steht Maja, die mit ihrer Familie in der DDR aufwächst und auf der anderen Eitan, ein Jude, der in Israel lebt. Thematisiert werden hochaktuelle Themen wie die Schuldfrage der Deutschen durch den Holocaust oder der Rechtsradikalismus im Osten Deutschlands.

Zunächst wechseln sich bis zur Begegnung der beiden Protagonist*innen die Perspektiven der beiden Erzählstränge ab, so wird die Spannung bis zum tatsächlichen Aufeinandertreffen immer weiter aufgebaut und man erfährt gleichzeitig interessantes Hintergrundwissen der Familiengeschichten. Nachdem das Paar sich gefunden hat, dreht sich die Handlung vor allem darum, dass Eitan möchte, dass Maja zum Judentum konvertiert.

„»Aber du bemühst dich«, lenkte Eitan jetzt ein, weil er Majas bedrücktes Gesicht sah, »du bemühst dich, die andere Seite zu sehen, und wenn du erst einmal übertrittst, wirst du auch die Religion besser kennenlernen. Du wirst sie praktizieren und an dir arbeiten, so lange, bis der Antisemitismus in dir immer kleiner wird.« »Ich will nicht konvertieren, um kein Antisemit mehr zu sein.« »Nein, klar, du konvertierst natürlich in erster Linie für mich.«“ (325)

Gut gefallen haben mir zunächst der Erzählstil, außerdem finde ich das Cover wirklich wunderschön. Was mich enttäuscht hat, war der unsensible Umgang mit manchen Themen. Irgendwie erwartet man ja von einem Buch automatisch, dass, wenn es sich mit der sensiblen Thematik Antisemitismus beschäftigt, es auch in anderen Bereich sensibel ist - dem war aber nicht so. N- und Z-Wort werden ausgeschrieben und es werden viele rassistische Äußerungen unkommentiert reproduziert.

TRIGGERWARNUNG

„»Es gibt schon wieder Stress mit den Z*«“ (219)

„»Und seien wir doch mal mal ehrlich, die meisten Flüchtlinge, vor allem die sogenannten ‚Roma‘, sind doch nicht Schutzsuchende, sondern viel eher Schatzsuchende. […] Die Z* klauen, spucken, kacken und pissen überallhin.«“ (223)

„David, hinter dem Reporter, hob seinen Arm zum H*gruß. Die ganze Gruppe um Sven herum lachte. »S* h*«, flüsterte Nicole in sein Ohr.“ (233)

„Herrschte doch noch Recht und Ordnung hier, das hier war Rostock, nicht Westafrika.“ (233)

„Dann waren die Asiaten Fidschis, die Schwarzen Bimbos und die Türken Kanaken.“ (242)

„Ni*“ (243) - zweimal!

„Na, wenigstens kein Inder, die stinken doch nach Curry.“ (289)

Außerdem gibt es misogyne Stellen und Bodyshaming im Buch:

„Astrid arbeitete gut und gerne mit Männern zusammen. Diese Zusammenarbeit empfand sie als ehrlicher und direkter, während sie bei weiblichen Kolleginnen immer das Gefühl hatte, ihre Worte mehr abwägen zu müssen, um keine Gefühle zu verletzen.“ (164)

„Währenddessen stopfte sie Pralinen in sich rein, wurde noch fetter, als sie eh schon war.“ (219)

„»Aber Friseuse wäre auch cool«“ (231)

„Und bei dem lauten Getratsche der meisten Frauen hörte man ihn auch kaum, wenn man mal ehrlich war“ (377)

„Sie fragte nicht, warum Mirjam ihr ganzes Leben einem Gott widmete, dem jüdische Männer jeden Morgen dafür dankten, dass er sie als Mann geschaffen hatte und nicht als Frau oder Sklave oder Nichtjude.“ (378)

Und auch im Bezug auf Palästina spiegelt das Buch auf jeden Fall eine sehr zionistische Perspektive wider:

„Ich bewundere die Opfer, die befreit wurden, aus Asche ein eigenes Land gründeten“. (321)