A review by cheap_and_cheerful
Adler und Engel by Juli Cē, Juli Zeh

2.0

Gemeinsam mit drei Bekannten habe ich mich durch diesen Roman gekämpft. Und ja, wirklich gekämpft - nicht nur mir ging es so, dass ich mehrfach überlegt habe, das Buch einfach abzubrechen.

"Adler und Engel" ist Juli Zehs Debütroman, 2001 veröffentlicht, und ich muss sagen: hätte ich tatsächlich das als ersten Zeh-Roman gelesen, ich hätte nie wieder etwas von ihr angerührt (was mindestens um "Unterleuten" schade gewesen wäre).

Meinem Eindruck nach hat Juli Zeh versucht, zu viele komplexe Themen in diesen Roman zu zwängen, die das ganze unnötig aufbauschen, oft nichts zur Haupthandlung beitragen und insgesamt sehr konstruiert wirken.

Im großen und ganzen lässt sich sagen, dass es um Drogen und Gewalt geht, geschildert von einem mehr als unsympathischen Protagonisten, der durchgehend zugekokst und paranoid ist. Gefühlt alle zwei Seiten muss man lesen, wie/wann/wo er grade wieder Koks zu sich nimmt, was echt nicht besonders interessant ist.
Er wird stets begleitet von einer jungen Radiomoderatorin, die ebenfalls für mich sehr unauthentisch gewirkt hat. Die ganze wirre Handlung zusammenzufassen, kriege ich leider nicht hin. Sie läuft aber darauf hinaus, dass die junge Frau vom Protagonisten durchgehend physisch und psychisch missbraucht wird. Er schlägt sie, sperrt sie ein, beleidigt sie, spricht ihr ihre Würde ab etc. Der Höhepunkt des Ganzen ist, dass er ihr während eines Ohnmachtszustands ihrerseits die Haare abrasiert und sie vergewaltigt - und das alles mehr oder weniger nebenbei, da er dem gar keine Relevanz beimisst.

Vor zwanzig Jahren, als dieses Buch veröffentlicht wurde, hat es einige positive Rezensionen dafür gehagelt, wie ihr auch auf dem Buchrücken sehen könnt. Für mich ist das vollkommen unverständlich, ich finde daran nichts "sensationell", "schlagfertig" oder "intelligent". Es ist eine Hommage an Gewalt, von mir aus. Bisschen auch eine Hommage an den durch Drogenkonsum geförderten Größenwahnsinn einer weißen Elite. Vielleicht ist es auch mehr als das, aber das kann ich darin leider nicht sehen.