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A review by greppel
Südlich der Grenze, westlich der Sonne by Haruki Murakami
3.0
Südlich der Grenze, westlich der Sonne erschien im japanischen Original 1992. Der Roman wurde in deutscher Sprache zunächst unter dem Titel Gefährliche Geliebte im Jahr 2000 veröffentlicht. Dabei handelte es sich allerdings um eine Zweitübersetzung aus dem Amerikanischen. Ich habe die Neuübersetzung von Ursula Gräfe gelesen, die 2013 mit dem Namen Südlich der Grenze, westlich der Sonne erschien. Vor der Lektüre wurde ich darauf aufmerksam, dass die 2000 veröffentlichte Zweitübersetzung eine Auseinandersetzung im Literarischen Quartett zwischen Marcel Reich-Ranicki und Sigrid Löffler auslöste, die schließlich dazu führte, dass Sigrid Löffler die Sendung verließ. Für mich war es interessant und amüsant zu beobachten, wie sich die damaligen Granden der deutschsprachigen Literaturkritik derart an einer Fassung des Romans ereifern konnten, die sich später als mangelhafte Zweitübersetzung herausstellte. Sogar Murakami selbst äußerte sich wenig später irritiert und nicht begeistert darüber, nicht direkt aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt zu werden.
Doch widmen wir uns dem Buch. Hajime, der Ich-Erzähler, wächst als Einzelkind auf und lernt mit zwölf Jahren Shimamoto kennen, die neu an seine Schule kommt. Die beiden freunden sich an und gehen nach der Schule häufig zu Shimamoto nach Hause, um sich gemeinsam die Platten ihres Vaters anzuhören. Es entwickelt sich eine innige freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden, die jedoch nach der Grundschule ein jähes Ende findet, als Hajimes Eltern in eine andere Stadt ziehen. Mit dreißig Jahren heiratet Hajime Yukiko und sie bekommen zwei Töchter. Yukikos reicher Vater unterstützt Hajime bei der Eröffnung einer Jazz-Bar, die so erfolgreich ist, dass er bald eine weitere eröffnet. Hajime führt ein erfolgreiches und glückliches Leben und liebt seine Frau und seine beiden Töchter. Einige Jahre später tritt Shimamoto wieder in sein Leben und stellt Hajimes Gefühlswelt auf den Kopf.
Ich lese Murakami sehr gerne und bin seit geraumer Zeit damit beschäftigt, die bei mir noch vorhandenen Lücken in seinem Werk zu schließen. Nun bin ich bei Südlich der Grenze, westlich der Sonne gelandet, einer Geschichte, die mich in einigen Aspekten sehr an Naokos Lächeln erinnert hat. In beiden Fällen geht es um eine Liebesgeschichte bei der relativ schnell klar ist, dass sie kein gutes Ende nehmen kann. Sowohl Naoko als auch Shimamoto sind sehr geheimnisvolle Charaktere und haben stets die alleinige Kontrolle darüber, wann sie sich dem Erzähler zeigen und mit ihm in Austausch treten. Der Erzähler wiederum wird in dieser Hinsicht als unbeteiligt oder gar hilflos dargestellt und ist der jeweiligen Frau und den Ereignissen ausgeliefert, ohne dabei selbst erheblichen Einfluss zu haben. Derlei Charakterkonstellationen sind durchaus nicht unüblich in Murakamis Romanen und dennoch wirken die Protagonist_innen auf mich dadurch so gut wie nie vorhersehbar oder gar langweilig. Bei der Lektüre eines Murakami-Romans tauche ich für gewöhnlich komplett ein und verschwinde komplett in seinen liebevoll beschriebenen Welten, denen trotz aller Schwere immer etwas Tröstliches anhaftet. Das gelang mir zwar auch bei Südlich der Grenze, westlich der Sonne, aber verglichen mit anderen Werken fehlte mir hier etwas, das ich selbst schwer beschreiben kann. Ein Aspekt ist sicher, dass ich mich mit dem Erzähler dieses Mal so gar nicht identifizieren konnte, ihn stellenweise sogar verachtet habe für sein Denken und Handeln. Shimamoto war mir über die gesamte Geschichte ein wenig zu geheimnisvoll und vage, zumal mir das Szenario, dass sie nie wirklich existierte, zu unplausibel erscheint, um es überhaupt in Erwägung zu ziehen. Dennoch, das Buch hat mir gefallen und meine Gedanken für ein paar Tage sehr in Beschlag genommen. Genau das liebe ich so sehr an gelungenen Romanen.
Doch widmen wir uns dem Buch. Hajime, der Ich-Erzähler, wächst als Einzelkind auf und lernt mit zwölf Jahren Shimamoto kennen, die neu an seine Schule kommt. Die beiden freunden sich an und gehen nach der Schule häufig zu Shimamoto nach Hause, um sich gemeinsam die Platten ihres Vaters anzuhören. Es entwickelt sich eine innige freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden, die jedoch nach der Grundschule ein jähes Ende findet, als Hajimes Eltern in eine andere Stadt ziehen. Mit dreißig Jahren heiratet Hajime Yukiko und sie bekommen zwei Töchter. Yukikos reicher Vater unterstützt Hajime bei der Eröffnung einer Jazz-Bar, die so erfolgreich ist, dass er bald eine weitere eröffnet. Hajime führt ein erfolgreiches und glückliches Leben und liebt seine Frau und seine beiden Töchter. Einige Jahre später tritt Shimamoto wieder in sein Leben und stellt Hajimes Gefühlswelt auf den Kopf.
Ich lese Murakami sehr gerne und bin seit geraumer Zeit damit beschäftigt, die bei mir noch vorhandenen Lücken in seinem Werk zu schließen. Nun bin ich bei Südlich der Grenze, westlich der Sonne gelandet, einer Geschichte, die mich in einigen Aspekten sehr an Naokos Lächeln erinnert hat. In beiden Fällen geht es um eine Liebesgeschichte bei der relativ schnell klar ist, dass sie kein gutes Ende nehmen kann. Sowohl Naoko als auch Shimamoto sind sehr geheimnisvolle Charaktere und haben stets die alleinige Kontrolle darüber, wann sie sich dem Erzähler zeigen und mit ihm in Austausch treten. Der Erzähler wiederum wird in dieser Hinsicht als unbeteiligt oder gar hilflos dargestellt und ist der jeweiligen Frau und den Ereignissen ausgeliefert, ohne dabei selbst erheblichen Einfluss zu haben. Derlei Charakterkonstellationen sind durchaus nicht unüblich in Murakamis Romanen und dennoch wirken die Protagonist_innen auf mich dadurch so gut wie nie vorhersehbar oder gar langweilig. Bei der Lektüre eines Murakami-Romans tauche ich für gewöhnlich komplett ein und verschwinde komplett in seinen liebevoll beschriebenen Welten, denen trotz aller Schwere immer etwas Tröstliches anhaftet. Das gelang mir zwar auch bei Südlich der Grenze, westlich der Sonne, aber verglichen mit anderen Werken fehlte mir hier etwas, das ich selbst schwer beschreiben kann. Ein Aspekt ist sicher, dass ich mich mit dem Erzähler dieses Mal so gar nicht identifizieren konnte, ihn stellenweise sogar verachtet habe für sein Denken und Handeln. Shimamoto war mir über die gesamte Geschichte ein wenig zu geheimnisvoll und vage, zumal mir das Szenario, dass sie nie wirklich existierte, zu unplausibel erscheint, um es überhaupt in Erwägung zu ziehen. Dennoch, das Buch hat mir gefallen und meine Gedanken für ein paar Tage sehr in Beschlag genommen. Genau das liebe ich so sehr an gelungenen Romanen.