A review by jarichan
Empusion by Olga Tokarczuk

4.0

Sobald ich irgendwo Olga Tokarczuk entdecke, ist das Buch sozusagen schon gekauft. Genauso war es bei dieser neusten Veröffentlichung. Angeblich ihr erster ganz neuer Roman seit der Preisverleihung. Hält dieser Titel meinen Erwartungen stand? Natürlich.

In diesem Werk lehnt sich Tokarczuk an ein grosses Vorbild an: Thomas Manns' "Der Zauberberg". Doch muss mensch das Original weder kennen, noch gelesen haben, um "Empusion" zu geniessen. Wobei auch hier die Lektüre nicht immer ganz einfach ist. Vor allem nicht, wenn mensch sich zu den Frauen gehörig fühlt.

Vor allem als ich schlussendlich las, woher die Autorin die Ideen und Texte hat, welche sie ihren Figuren in den Mund legt, wurde mir schwummrig. All diese Diskussionen und Gespräch hat sie sich nicht ausgedacht. Sie hat diese bloss ihren Charakteren angepasst. Ursprünglich stammen all diese Ideen und Gedanken von den ganz grossen Namen unseres Literaturkanons. Woraufhin ich tatsächlich einige Titel und Namen aus meiner Wunschliste entfernt habe. Gerade im Moment steht mir nicht mehr danach das "Symposium" zu lesen.

Das Lesen selbst war dennoch wie immer ein Hochgenuss. Ich liebe Tokarszuks Sprache, ihre Art zu beschreiben, sich auszudrücken. Obwohl ich wusste, was in diesem Buch vorgehen würde, kehrte ich immer wieder mit Freude dahin zurück. Dies liegt natürlich auch an Wojnicz, der vom Gerede seiner Mitkranken genauso irritiert zu sein scheint wie ich.

Am liebsten hätte ich ihn gar nicht verlassen, wäre am liebsten bei ihm geblieben. Auch nach Ende der Geschichte. Welche aber nur das Ende des Buches darstellt, nicht das Ende der Handlung. Und ohne zu viel verraten zu wollen - ich habe mich am Schluss riesig für Wojnicz gefreut.

Warum? Das erfahrt ihr, wenn ihr euch ebenfalls nach Görbersdorf begebt. Denn dort treiben sich Geister um...