A review by zhilu
Weiches Begräbnis by Fang Fang

4.0

"Zu diesem Zeitpunkt hat Ding Zitao keine Tränen mehr. Auf dieser Welt sind Tränen nutzlos."

Huiuiui, mal wieder ein Buch, das definitiv nichts für schwache Nerven ist. Es behandelt einen Teil der chinesischen Geschichte, den ich vorher noch nicht kannte und behandelt ihn ohne Beschönigung vor allem von der Opferseite, wobei einem ein Teil-Verständnis für die Täterseite nahegelegt wird.

Die antichronologische Erzählung fand ich sehr interessant. Mit jedem Flashback nehmen wir zusammen mit Zitao einen Schritt in die Vergangenheit. Das fand ich am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, habe ich dann aber trotzdem für gut befunden!
Die Schreibweise ist wie bei vielen Übersetzungen aus asiatischen Sprachen etwas nüchtern, das muss man natürlich mögen. Ich persönlich mag es ganz gerne.

Ein großes Problem meinerseits war, dass ich wirklich nicht viel über diesen Zeitabschnitt wusste, das Buch es allerdings etwas vorausgesetzt hatte. Die Geschichte würde gerade für internationale Ausgaben sehr davon profitieren, wenn zumindest die Ausgangslage des damaligen Chinas erklärt werden würde. Ich empfehle daher, das Nachwort des Übersetzers zuerst zu lesen!

Ehrlich gesagt dachte ich daran, diesem Buch nur drei Sterne zu geben. Es hat mich nicht so gepackt wie ich es mir gewünscht hätte und es war weniger spannend, als ich dachte. Durch die Nachwörter der Autorin und des Übersetzers wurde mir allerdings klar, dass dies ein sehr wichtiges Buch ist - beschäftigt es sich doch mit einer Zeit, die die chinesische Regierung gerne aus dem kollektiven Gedächtnis verbannen will. Manchmal geht es bei einem Buch nicht darum, ob es einen packt oder man es über alle Maßen liebt. Manche Bücher sind einfach wichtig.

"Manche Leute entscheiden sich fürs Vergessen, andere fürs Aufzeichnen. Jeder soll mit seiner Entscheidung leben, damit ist allen geholfen."