A review by juli_mod
Die Liebe im Ernstfall by Daniela Krien

2.0

Schwarz gemalte Liebesgeschichten müder Frauen bietet dieser Erzählband, der die 5 Leben verschiedener Leipzigerinnen nachberichtet. Diese Leben drehen sich vor allem um Männer, auch wenn das Motiv des Buches wohl eigentlich die Unabhängigkeit sein soll. Doch zäh wie Kaugummi werden die Jahre erzählt, die Momente des Unglücks (und davon gibt es zahlreiche), auch wenn die einzelnen Enden jeweils ein happy vermuten lassen, weil man sich, den Partner oder das Matriarchat endlich gefunden hat.
Aber dadurch, dass hier Zeitraffer und Zeitlupe manchmal als poetische Werkzeuge gleichermaßen verwendet werden, ist es schwierig in die Leben hineinzufinden, mit den Figuren Freud und Leid und Selbsterkenntnis zu erleben. Der Sprachgebrauch, der zwischen Dramatik und Profanität schwankt, erschien mir zudem recht betulich. Mir blieb das Buch zu holzschnittartig, zu wächsern, zu handwerklich.

„Später ziehen sie sich an und gehen in die Küche.
Er putzt Gemüse, sie legt ihm das Messer bereit, sie wäscht das Fleisch und tupft es trocken, er schneidet es in Streifen. Er deckt den Tisch, während sie das Fleisch brät und das Gemüse dünstet. Sie kommen sich nicht in die Quere. Wenn er an ihr vorbeigeht, streift seine Hand ihren Arm.
Sie essen.
Sie trinken Wein und Wasser.
Sie räumen das Geschirr in die Spülmaschine.
Sie trinken Kaffee.
Sie liegen auf dem Sofa und lesen.
Sie legen die Bücher beiseite.
Noch drei Stunden, bis Leni wiederkommt -
Die Kleider sind rasch ausgezogen, seine Hände gleiten über ihr Haar, ihren Hals, ihrem Rücken abwärts. Immer will er alles sehen. Immer lässt er sich Zeit.“

„Unversehrt hatte Brida mit neunzehn Jahren das Elternhaus verlassen. Nun, fast zwanzig Jahre später, kommt es ihr vor, als wären ihr alle Knochen einmal gebrochen, die Haut vom Leib gezogen, die Haare ausgerissen, die Zuversicht gestohlen und die Träume zerschmettert worden. Mit dem Menschen, der sie gewesen ist, hat sie nichts mehr zu tun.“

„Das gibt ihr ein wenig Zeit für sich allein. Die Rückverwandlung ist eine kraftraubende Metamorphose - als würde ein Schmetterling zurück in den Kokon gezwungen und in blasseren Farben wieder herauskommen.“